EU/COPA/COGECA

Preisdruck geht an die Substanz

Die EU-Arbeitsgruppe Milch und Milchprodukte warnt davor, dass die derzeitige Situation vielen Milcherzeugern die Existenz kosten kann. Direktzahlungen vor dem 1. Dezember und ein Zurückfließen der Superabgabe sollen dem vorbeugen.

Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) warnten vergangene Woche im Rahmen der Sitzung der EU-Milchmarktbeobachtungsstelle „vor der ernsten Marktlage“, in der sich die Milcherzeuger der EU befänden, und forderten entsprechende Gegenmaßnahmen.
Der Vorsitzende der COPA-COGECA-Arbeitsgruppe „Milch und Milchprodukte“, Mansel Raymond, erklärte in der Sitzung, dass die derzeit gezahlten Erzeugerpreise in den meisten Ländern nicht einmal die Produktionskosten deckten. Ohne die Unterstützung der EU-Kommission könnte die Situation in Kürze unerträglich werden und zu „einem bedeutenden Rückgang der Produktionskapazität“ führen. Angesichts der erwarteten Nachfragezunahme hält Raymond dies für die falsche Entwicklung. Ein Verlust an Produktionskapazität im Milchsektor würde auch den Fleischmarkt beeinträchtigen und ganz allgemein negative Auswirkungen auf den ländlichen Raum haben.
Als Lösung schlagen COPA und COGECA vor, den Mitgliedstaaten zu erlauben, die Direktzahlungen vor dem 1. Dezember auszuzahlen und sicherzustellen, dass die Superabgabe 2014/15 in den Milchsektor zurückfließt, um den Milchlandwirten bei ihren Cashflow-Problemen zu helfen. Diese Gelder sollten für Investitionen, benachteiligte Gebiete sowie die interne und externe Absatzförderung beziehungsweise Qualitätsregelungen genutzt werden, sagte Raymond.
In den meisten Ländern werde derzeit ein Milchpreis gezahlt, der deutlich unter dem Niveau des Sicherungsnetzes liege. Das Sicherungsnetz diene dazu, eine Untergrenze im Markt zu schaffen, um zu verhindern, dass die Milcherzeuger zur Geschäftsaufgabe gezwungen würden. Die EU-Ausschüsse fordern nun eine Neubewertung des Niveaus des öffentlichen Interventionspreises.
EMB/ ECVC kritisieren EU-Kommission & bedauern Verlust der Milchquote

Das European Milk Board (EMB) und die Europäische Koordination Via Campesina (ECVC) verurteilten „die Borniertheit, mit der die EU-Kommission ihren Liberalisierungskurs fortsetze, ohne sich um die Zukunft der europäischen Milcherzeuger zu scheren“. Die Schwankungen der Weltmarktpreise lösten zyklische Krisen aus, die viele Milcherzeuger zur Aufgabe zwängen. Eine solche Entwicklung habe schwerwiegende soziale, ökologische und wirtschaftliche Folgen für ganz Europa.
Laut Darstellung des EMB und der ECVC ist mit dem Ende der Milchquoten ein ganzes Instrumentarium abgebaut worden, das dem Milchsektor zuvor zur Verfügung gestanden habe. Die einheitliche Gemeinsame Marktordnung biete dagegen heute kaum noch Regulierungs- und Interventionsmechanismen für Milcherzeuger.
Die beiden Verbände setzen sich nun unter anderem dafür ein, den Begriff „Krise“ einheitlich für die gesamte EU zu definieren und die Befugnisse der europäischen Marktbeobachtungsstelle für den Milchsektor zu erweitern. Die bestehenden Instrumente, die mit dem Milchpaket verabschiedet worden seien, müssten dagegen neu bewertet werden. (AgE)