Precision Dairy Farming Conference 2016

Weide managen - per GPS

Im Juni fand in Leeuwarden die Precision Farming-Konferenz statt. Spannend war auch die Forschung vom anderen Ende der Welt - die Wissenschaftler beschäftigen sich nämlich vor allem mit Precision Farming in der Weide!

Gerade, aber nicht nur in weidebasierten Produktionssystemen ist die Schätzung der Aufwuchsmenge ein wichtiger Bestandteil der Fütterungsplanung. Menge und Qualität des Grases sind jedoch standortabhängig und werden stark von der Witterung beeinflusst. Häufig bleibt nur die Schätzung, wie viel Gras von welcher Qualität gerade auf den Flächen steht. Andere Länder, gerade Ozeanien, ist in Sachen Weidemanagement jedoch schon viel weiter.
Menge und Qualität der Gräser werden mit Geräten wie dem Greenseeker oder Crop Circle durch optische Verfahren geschätzt. Man läuft mit den Geräten durch den Bestand oder montiert sie auf einem Quad oder Trecker. Trotzdem ist weiter Arbeitszeit nötig. Daher gibt es für Australien und Neuseeland bereits Onlineplattformen, die die aktuelle Aufwuchsmenge mit Satelliten schätzen und die Daten gesammelt zur Verfügung stellen. Pastures from Space Plus" stellt beispielsweise wöchentlich die Wachstumsraten des Grases auf regionaler (kostenlos) oder schlagspezifischer Basis (kostenpflichtig) zur Verfügung. Eine noch genauere Schätzung erwarten die Forscher, wenn neue Lasermessmethoden und automatische Flugobjekte wie Drohnen künftig miteinander kombiniert werden.
Vorhersage der Aufwuchsmenge

(Bildquelle: Elite Magazin)

Noch besser, als zu wissen, wie der Grasbestand derzeit aussieht, wäre es, eine Vorhersage treffen zu können. Wie entwickeln sich Menge und Qualität in den nächsten Tagen und Wochen? In welche Reihenfolge sollte ich welche Tiergruppen auf welche Weiden treiben, ob die Tiere gut zu versorgen und das Grünland optimal zu nutzen? Welcher Kalbezeitpunkt ist ideal, welchen Tierbesatz verkraften" meine Flächen? Cloudbasierte Modelle bieten eine solche Vorhersage. Dafür kombinieren sie dynamische Modelle mit biophysikalischen Echtzeit- und Klimadaten, echte Messungen von der Weide mit Daten aus Vorhersagemodellen und ergänzen frühere Wachstumsdaten oder Satellitenbilder. Ein Beispiel ist Sense-T, das regionsabhängige Daten für die Versorgung der Rinder liefert.

Imaginäre Zäune bauen

Virtual Fencing

Halsbänder für Virtual Fencing - hier noch mit echtem Zaun. Foto: CSIRO Science Image (Bildquelle: Elite Magazin)

Kühe nutzen den Grasaufwuchs effizienter, wenn sie statt einer großen Fläche mehrere kleine Koppeln zur Verfügung haben bzw. regelmäßig mehr Fläche für sie freigegeben wird. Das ist jedoch sehr arbeitsaufwendig, muss doch täglich der Zaun versetzt werden. Forscher testen darum "virtual fencing": Die Kühe tragen ein Halsband, das erst ein Warnsignal und dann einen kleinen elektrischen Schlag abgibt, wenn die Kühe eine zuvor festgelegte Grenze überschreiten. Der Zaun" kann so programmiert werden, dass die Kühe jeden Tag automatisch ein Stück mehr Weide betreten dürfen. In einem Versuch lernten Kühe den Gebrauch des Zaunes genauso schnell wie den eines Elektrozauns. Sie hielten mehr Abstand zur Grenze als Kühe mit einem normalen Elektrozaun. Gerade in beengtem Raum lagen die Kühe etwas weniger. Wie genau sich das e-Halsband aber aufs Tierwohl auswirkt, müssen die Forscher noch herausfinden.

Mit Aktivitätsmesser Futteraufnahme auf der Weide messen

Noch gibt es keine praxistaugliche Methode, um die Futteraufnahme auf der Weide zu messen. Viele Kühe sind bereits mit einem Aktivitätsmesser ausgestattet. Wäre das eine Möglichkeit, um hier Abhilfe zu schaffen? Um das herauszufinden, haben Wissenschaftler aus Wageningen (Van reenen et al.) 60 Kühe eine Woche lang beobachtet. Die Kühe waren mit zwei Aktivitätsmessern ausgestattet (IceQube am Bein, Smartag/Nedap am Hals). Beide Sensoren messen Steh- und Liegezeit, Anzahl der Schritte sowie das Graseverhalten. Die Futteraufnahme wird mittels N-Alkan-Methode geschätzt. Ergebnis:

  • Das beste Modell, um die Grasaufnahme abzuschätzen, beinhaltet die Faktoren Grasfläche/Kuh, Melktag, Milchproteingehalt, Milchharnstoffgehalt, Milchertrag und die Zeit, die eine Kuh mit Grasen verbringt (r = 0,92). Ohne Milchinhaltsstoffe sind Milchmenge, Laktationstag, Fläche/Kuh, die mit Grasen verbrachte Zeit sowie Anzahl der Schritte auf der Weide (r = 0,87).
  • Die durchschnittliche Futteraufnahme auf der Weide betrug 13,172 kg Trockenmasse je Kuh und Tag.

  • Das beste Modell, um die Grasaufnahme abzuschätzen, beinhaltet die Faktoren Grasfläche/Kuh, Melktag, Milchproteingehalt, Milchharnstoffgehalt, Milchertrag und die Zeit, die eine Kuh mit Grasen verbringt (r = 0,92). Ohne Milchinhaltsstoffe sind Milchmenge, Laktationstag, Fläche/Kuh, die mit Grasen verbrachte Zeit sowie Anzahl der Schritte auf der Weide (r = 0,87).
  • Die durchschnittliche Futteraufnahme auf der Weide betrug 13,172 kg Trockenmasse je Kuh und Tag.

Die Futteraufnahme von Kühen auf der Weide kann anhand verschiedener Parameter geschätzt werden. Allerdings ist der Weg hin zu einer Softwarelösung noch weit. Es bleibt spannend, was in den kommenden Jahren auch im Bereich Weide an Automatisierung praxistauglich wird!
C. Stöcker