Nicht zu lange Rumstehen!

Kühe sind häufig zu lange und auf dem falschen Untergrund unterwegs. langes Stehen kann zu Klauenschäden führen. Hier einige Tipps, wie Sie den Stehkomfort verbessern können.

Ist vom Kuhkomfort die Rede, steht in der Regel die Liegebox oder der Platz am Fressgitter im Fokus. Das ist durchaus berechtigt, denn das Liegen und Fressen ist für die Gesundheit der Kühe wichtig. Neben dem Fressen und Liegen, hat die Wissenschaft aber auch ein Auge auf das Verhalten „Stehen“ geworfen.
Achten Sie auf Signale
Wie lässt sich erkennen, ob sich die stehende Kuh wohlfühlt? In der Vergangenheit haben sich einige Kriterien für „gutes“ Stehen herauskristallisiert:

Auf die Schritte achten

Wenn Kühe die Möglichkeit dazu haben, entscheiden sie sich bewusst für einen UNtergrund. Beim Laufen achten sie darauf steinige Wege zu vermeiden. Können sie zwischen Beton oder Gummiboden wählen, entscheiden sie sich für den Gummibelag. Es zeigt sich zudem, dass auch stehende Kühe auf den Untergrund achten. Mehrere Studien stellten fest, dass, wenn Kühe mit einer Klaue auf einem steinigen/rauen oder unebenen Boden stehen, sie ihr Gewicht von diesem Bein auf ein anderes verlagert. Die Qualität des Bodenbelags ist demnach für Kühe wichtig. Ungleiche Bodenbeläge, Risse und sehr raue Oberflächen führen dazu, dass Kühe genau darauf achten wo sie hintreten - nicht nur, wenn sie gehen, sondern auch, wenn sie stehen.

Schauen Sie auf unruhiges Verhalten

Je länger Kühe stehen, desto unruhiger werden sie. Sie gehen mehr Schritte pro Minute je länger sie „stehend“ sind. Sie verlagern zudem ihr Gewicht hin und her. Was genau ein „Mehr“ bedeutet, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen. Menschen z.B. nutzen diese Verhaltensweisen, um den Blutfluss in den Beinen zu verbessern. Kühe machen vermutlich das Gleiche, um das Stehen besser aushalten zu können, während sie warten oder gemolken werden. Menschen berichten zudem über ein unangenehmes Gefühl nachdem sie längere Zeit gestanden haben. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies auch für Kühe gelten könnte.

Rennen, um sich hinzulegen

Wie schnell legen sich die Kühe hin? Es lässt sich beurteilen, wie bequem sich Kühe beim Stehen fühlen, indem man sich anschaut was passiert, wenn sie die Gelegenheit haben, sich hinzulegen.  Legen sie sich z.B. nach dem Fixieren im Fressgitter oder dem Melken direkt (in Windeseile) hin, deutet dies daraufhin, dass sie sich beim Stehen unbehaglich gefühlt haben könnten oder dass sie zu lange standen. In Studien, die Kühe für drei oder vier Stunden am Hinlegen hinderten, legten sie sich häufig innerhalb weniger Minuten wieder ab, sobald sie die Möglichkeit dazu bekamen. Dies zeigt, dass langes Stehen die Kühe erschöpft.
Müde auf den Füßen
Warum ist der Komfort beim Stehen so wichtig? Schnelles Ablegen nach einer längeren Stehperiode (Melken) kann nachteilig sein.  Nach dem Melken führt es z.B. dazu, dass die Kühe sich hinlegen, anstatt erst einmal zu fressen oder zu saufen. Dadurch können die angebotenen Liegeflächen überfüllter sein als notwendig. Eine Überbelegung wiederum verhindert, dass die Kühe ausreichende Ruhezeiten einhalten können. Kühe, die für längere Zeit gezwungen sind zu stehen, zeigen eine erhöhte Stressreaktion. Sie haben ein höheres Cortisol-Niveau (Stresshormon) und werden damit anfälliger für Stressereignisse als wenn sie nur für kürzere Zeit stehen müssen.
Auch der Zeitpunkt des langen Stehens hat einen Einfluss auf die Kühe. Stehen sie z.B. vor dem Kalben oder in der frühen Laktation zu viel, werden sie eher lahm oder zeigen in der späteren Laktation Klauenverletzungen. Man sollte deshalb den Tagesablauf der Kühe so gestalten, dass sie so wenig wie möglich stehen müssen. Allerdings stellen sie sich zu verschiedenen Gelegenheit auch mal bewusst für längere Zeit hin. Beispielsweise verbringen Kühe längere Zeit mit Stehen, wenn die Umgebungstemperatur über 21°C ansteigt. Sie versuchen dann ein „heiß werden“ im Liegen zu vermeiden. Somit kann eine gute Belüftung im Stall auch zu kürzeren Stehzeiten führen.
Unnötiges Stehen verhindern
Überprüfen Sie den Tagesablauf der Kühe. Gibt es Tageszeiten zu denen die Kühe länger als drei Stunden am Stück stehen müssen? Schauen Sie sich die tägliche Melkzeit selbst, aber auch die Zeit, die die Kühe benötigen bis sie wieder in den Stall zurückkehren, an. Wie viel Zeit benötigt man für Gesundheitschecks oder Fruchtbarkeitsuntersuchungen bzw. das Besamen? Wie lange werden die Kühe hierfür fixiert?
Schauen Sie sich den Bodenbelag an: Die Qualität des Bodenbelags ist wichtig. Fußböden mit Rissen, abrasive (abschleifende) Oberflächen oder freiliegende Kanten sind für Kühe unangenehm. Gummiböden können helfen, vor allem in stark frequentierten Bereichen, den Stehkomfort zu verbessern.
Denken Sie an eine gute Klimaführung: Im Sommer, oder wenn die Temperaturen über 21°C ansteigen, verbringen die Kühe mehr Zeit damit, Körperwärme abzugeben (stehen). Schatten, Springleranlagen über dem Fressgang und im Wartebereich, Ventilatoren im Kuhstall und Melkstand können dabei helfen Kühe abzukühlen. Springleranlagen am Futtertisch verleiten die Kühe jedoch auch dazu im Sommer hier länger zu stehen. Umso wichtiger ist der Bodenbelag in diesem Bereich!
Fazit: Kuhkomfort bedeutet den Kühen so viele Möglichkeiten (Zeit und Platz) zum Liegen anzubieten wie möglich und die Standzeiten so weit es geht zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um die Ausstattung der Liegeboxen und der Laufgänge, sondern auch um eine idealen Tagesablauf für die Kühe, der lange Standzeiten verhindert.
 
Quelle: Cassandra Tucker, Universität Davis, Kalifornien
Bearbeitet: Ostermann-Palz