Milchgipfel 2016: Lebensmitteleinzelhandel unter Zugzwang

Vorab des Milchgipfels am 30.05. hat der Deutsche Bauernverband nun den Lebensmitteleinzelhandel aufgerufen, endlich in Bezug auf die ewig von ihm angepriesene Nachhaltigkeit auch die ökonomische Nachhaltigkeit für die Milcherzeuger einzuschließen. Alles andere sei unehrliches Handeln.

Vorab des anstehenden Milchgipfels in Berlin hat der Deutsche Bauernverband (DBV) noch einmal seine Meinung sowie entsprechende Handlungsnotwendigkeiten zur derzeitigen Krisensituation am Milchmarkt geäußert. 

Insbesondere der Handel steht am Milchgipfel in der Pflicht

„Vom Milchgipfel erwarten unsere Milchbauern konkrete und sofort wirksame Unterstützung. Gefordert sind Lösungen und Ergebnisse, Marktpartner und Politik dürfen sich nicht hinter Problembeschreibungen verschanzen, sondern müssen einen echten Beitrag zur Überwindung der Krise liefern. Auch werden wir sicher keine sinnlosen Debatten über planwirtschaftliche Maßnahmen führen,“ erklärte der Vize- und Milchpräsident des DBV, Udo Folgart. Als Kernursache der niedrigen Milchpreise nannte er die Preisabschlüsse zwischen den Molkereien und dem Handel. Folgart erwarte daher aus den Gesprächen am Montag eine deutliche Reaktion vom Handel.
Der DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken appelierte unverblümter an den LEH: Das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, dass der Handel vielfach auslobe, müsse auch die ökonomische Nachhaltigkeit für die Erzeuger einschließen. Alles andere sei unehrlich. Der wirtschaftliche Druck sei zwischen Molkereien, dem Lebensmitteleinzelhandel und den Milcherzeugern äußerst ungleich verteilt.
Angebot und Nachfrage am Milchmarkt könnten wiederum nur zwischen den einzelnen Molkereien und ihren Lieferanten gesteuert werden. „Nur an dieser Stelle kann auf wechselnde Nachfragesituationen marktgerecht reagiert werden,“ betonte Krüsken, dass auch die Milcherzeuger und die Verarbeiter ihr Tun zur Lösung der Krise beitragen müssten.

Der Verbraucher ist bereit mehr für Frischmilchprodukte zu zahlen

Den Verbraucher sieht der DBV mittlerweile auf seiner Seite. „Wir haben nicht den Eindruck, dass die Verbraucher sich wohlfühlen mit den Milchpreisen, wie sie jetzt am Regal stehen“, sagte Krüsken. Aus Sicht des DBV würde der Verbraucher durchaus 10 bis 15 Cent mehr pro Liter Milch zahlen, als es die aktuellen Ladenpreise vorgeben. Auch bei der Butter gäbe es die Bereitschaft beim Verbraucher ein Euro pro Paket statt der aktuell um die 73 Cent auszugeben, schätzte Folgart. Dieser Trend wird auch das Ergebnis einer neu veröffentlichten Studie der Universität Göttingen bestätigt. Demnach würden viele Verbraucher in einer „fairen Welt“ den Landwirten einen höheren Anteil an den Erlösen zusprechen als den, der ihnen heute gewährt wird. Das gelte vor allem für die Milchpreise.