Imageträger Weidehaltung

Laut einer Studie der Universität Göttingen, sind für 80 % der Verbraucher weidende Kühe das wichtigste Kriterium einer artgerechten Milchkuhhaltung. Mit einem Weidemilch-Projekt will das Land Niedersachen jetzt das Image der Milchkuhhaltung verbessern.

Warum die Milchwirtschaft in sozial nachhaltige Produktionssysteme investieren sollte, erklären Sarah Kühl, Manuel Ermann und Prof. Achim Spiller von der Universität Göttingen.
„Das Image der Milchviehhaltung wird von der Mehrheit der Bürger als positiv bewertet“, so die Autoren. Die Haltung von Milchvieh auf Weiden sei für den Verbraucher sichtbar und entspräche deren Vorstellung von einer bedarfsgerechten Tierhaltung. Ein Großteil der Teilnehmer an einer aktuellen Studie der Universität Göttingen gibt an, dass Kühe auf der Weide gehalten werden sollten. Die Verbraucher können sich nicht vorstellen, dass es Kühen in Stallhaltung gut gehen könne. „Dies spiegelt die Nachfrage nach alternativen Milchprodukten wieder“ so Kühl und ihre CoAutoren. Neben Biomilch werden zunehmend Produkte wie „Alpenmilch“,„Weidemilch“ oder „Heumilch“ angeboten, wobei der Marktanteil in Deutschland noch sehr gering ist. Ergebnisse einer aktuellen Befragung zur Milchpräferenzen zeigen jedoch, dass es in diesem Marktsegment durchaus Potential gibt. Jeweils ein Drittel der Befragten würden sich für regionale Milch oder Weidemilch entscheiden.

Verbraucher wollen für Weidemilch zahlen

Die Zahlungsbereitschaft der Befragten liegt für Weidemilch am höchsten. „Mit der Weidemilch erschließt sich ein Produkt Marktanteile, welches sich über Eigenschaften auszeichnet, die früher als selbstverständlich angenommen werden konnten,“ erklären die Autoren. Dies ist konträr zum anhaltenden Strukturwandel in der Milchwirtschaft: immer weniger Betriebe produzieren mit durchschnittlich immer mehr Kühen Milch. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen sei bei größeren Betrieben eine Weidehaltung oftmals nicht rentabel, so Kühl und ihre CoAutoren. Die Wissenschaftler argumentieren jedoch, dass Betriebe nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte der Weidehaltung in ihr Kalkül miteinbeziehen sollten, sondern auch Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit. Für den Erfolg  eines Wirtschaftszweiges sei die gesellschaftliche Akzeptanz ein wichtiger Punkt. Es sei  empfehlenswert, die Weidehaltung als Imagefaktor für die Milchbranche nicht zu unterschätzen.

Niedersachsen will Weideland werden

Niedersachsen will das Image der Milchkuhhaltung verbessern. Deshalb wurde jetzt das Projekt Weideland Niedersachsen gestartet. Das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen führt das Projekt durch. Dafür gibt es knapp 300.000 Euro vom Landwirtschaftsministerium.
Im Rahmen des dreijährigen Projektes soll die Universität Göttingen ein Label für Weidemilch entwickeln. Dafür gibt es rund 50.000 Euro aus den Projekt-Geldern. Das Grünlandzentrum wird alle Fragen rund um die Wirtschaftlichkeit, Kriterien und Vermarktung von Weidemilch beantworten. 
Die Initiatoren haben jährliche Konferenzen und Experten-Workshops geplant. Im Mittelpunkt steht dabei auch die Frage ob und wie Weidemilch honoriert werden kann. Bei der Projekt-Arbeit will man vor allem die Landwirte selbst mit einbeziehen, so der Geschäftsführer des Grünlandzentrums Dr. Arno Krause beim offiziellen Start des Projektes im niedersächsischen Rastede.

Vorbild Niederlande

Vorbild für das Weidemilch-Programm ist ein Konzept aus den Niederlanden. Dort übernimmt seit einigen Jahren eine Stiftung, an der rund 60 Unternehmen und Organisationen (z.B. FrieslandCampina) beteiligt sind, die Vermarktung und Kontrolle der „Weidemelk“. Bis zu 2 Cent mehr bekommen niederländische Landwirte, die Weidemilch produzieren. Bedingung sind 120 Tage im Jahr und 6 Stunden pro Tag Weidegang.
Diese Kriterien forciert auch Niedersachsen, um einheitliche Standards zu erreichen. Langfristiges Ziel müsse es sein, deutschland- bzw. europaweite gleiche Standards für die Vermarktung von Weidemilch zu erreichen und so eine hohe Sicherheit der Produkte an den Konsumenten weitergeben zu können, so Krause.
An dem Projekt wird sich auch die Molkerei Ammerland beteiligen. Die Molkerei vermarktet bereits seit mehreren Jahren Weidemilch.