Elite Intensiv-Workshop

Transitkuh-Management par ex­cel­lence

Elite hatte die Gelegenheit im Rahmen eines Intensiv-Workshops, den Kuhspezialisten aus Gut Hohen Luckow über die Schulter zu schauen und einen Einblick ihre Arbeitsabläufe im Transitkuhstall zu erhalten.

Ein Transitkuhstall, der rund 500 Kühen Platz bietet, bildet das Herzstück auf dem Gut Hohen Luckow (Mecklenburg-Vorpommern). Dort werden die Kühe vom Trockenstellen bis zur Wiedereingliederung in die laktierende Herde intensiv betreut. Das intensive Management ist die Basis für die hohen Milchleistungen (über 11.000 kg pro und Kuh und Jahr bei nur zwei täglichen Melkungen) und die geringen Remontierungsraten von etwa 23 % (unfreiwillige Remontierung).
Elite hatte die Gelegenheit im Rahmen eines Intensiv-Workshops, den Kuhspezialisten aus Hohen Luckow über die Schulter zu schauen und einen Einblick in die Arbeitsabläufe zu erhalten.

Routinen, Routinen, Routinen ...

Gleich zu Beginn stellte der „Chef“ im Kuhstall, Herdenmanager Martin Moos, klar dass es nicht das Rezept gibt, vielmehr lasse sich der Erfolg in der Transitphase (beginnt mit dem Trockenstellen und endet mit der 3. Laktationswoche) mit den unterschiedlichsten Maßnahmen/Strategien erreichen. In der Praxis sei allerdings zu beobachten, dass die erforderlichen Maßnahmen nur in den wenigsten Milchkuhbetrieben umgesetzt würden. In Hohen Luckow setzt man deshalb auch auf die penible Einhaltung von Routinen. „Stress ist der Verlustfaktor Nummer 1“, ist sich Moos sicher, deshalb sei man bestrebt, die Kühe möglichst wenig zu belasten. Gruppenwechsel (immer ca. zehn Kühe gemeinsam), Futterwechsel und Trockenstellen erfolgen deshalb auch immer in einem Arbeitsgang. So tritt der Umstellungstress nur einmal auf.
Großen Wert legt Moos auf das saubere und sichere Trockenstellen der Tiere durch speziell geschultes Fachpersonal („effektivste Mastitis-Therapie“). Alle Kühe werden denn auch nach dem letzten Melken behandelt. Täglich werden die Euter der Trockensteher kontrolliert. So ist es gelungen, die Neuinfektionsrate in der Trockenphase bis auf 4 % zu senken, die Heilungsrate liegt zwischen 80 und 90 %.

Trockensteher fressen 16 kg TM

Großer Wert wird in Hohen Luckow auch auf das Wohlbefinden der Trockensteher gelegt. Um Stress zu vermeiden und maximale Futteraufnahmen zu ermöglichen, werden die 2reihigen Laufställe nur zu 85 % mit den Trockenstehern  belegt (Sandeinstreu!). Pro 15 Tiere ist eine Trogtränke installiert, auch beim Stallklima werden keine Kompromisse eingegangen. Um den hochtragenden Tieren mehr Platz am Futtertisch einzuräumen, wurden Bullenfressgitter installiert (80 cm Fressplatzbreite).
An die Trockensteher gefüttert werden nur hochverdauliche Gras- und Maissilagen mit bester Gärqualität (viel Milchsäure, wenig Essigsäure). Der Strukturgehalt (NDF) der Futtermischungen wird über die Zulage von Stroh gesteuert (bis zu 4 kg sind möglich, bei Häcksellängen von 2 bis 4 cm, ungespleist). Aufgrund hoher Kaliumgehalte in den Grasssilagen und teilweise auch im Stroh wird die Futtermischung in der Vorbereitungsphase mithilfe eines speziellen Anionenfutter angesäuert.
Um sicherzustellen, dass die Kühe auch ausreichend Trockenmasse aufnehmen (Ziel sind mindestens 14 kg), wird im Abstand von zwei Stunden die Futtermischung nachgeschoben und gegebenenfalls nochmals gleichmäßig verteilt. Auch die Wasserversorgung wird penibel betrachtet: Trinkwasserqualität, eine Tränke für 15 Kühe, tägliche Reinigung. Dadurch ist es gelungen, die tägliche Trockenmasseaufnahme auf 16,3 kg (Trockensteher) bzw. 15,5 kg (Vorbereiter) anzuheben.

Abkalbung Just in Time

Ungewöhnlich ist das Abkalbe-Management: Die Gruppe mit den hochtragenden Tieren wird im 30 Minuten-Takt auf beginnende Geburtsanzeichen kontrolliert. Färsen und Kühe werden erst unmittelbar vor der beginnenden Geburt (Füße sind sichtbar) in die Abkalbox geführt. Dort werden sie sogleich gereinigt (Wasser und Jodlösung) und vaginal untersucht. Das gleiche Prozedere erfolgt auch wieder unmittelbar nach der Geburt in einem Behandlungsstand, in den die Kuh gebracht wird. Ist mit dem frischabgekalbten Tier alles in Ordnung, wird es in eine geräumige Strohbox entlassen.
Auch nach dem Abkalben werden die Kühe intensivst betreut. Ziel ist auch hier eine möglichst hohe Futteraufnahme zu erreichen. Im Durchschnitt fressen ausgewachsene Tiere am 11. Laktationstag 20,7 kg TM, Erstlaktierende 18,6 kg (ø 7. Laktationstag).
Die Kontrolle der Frischabkalber übernehmen in Hohen Luckow nur versierte Fachkräfte, denn hier ist viel Erfahrung erforderlich, weiß Martin Moos. Alle Kühe werden bezüglich Aussehen, Aufmerksamkeit, Appetit und Haltung überprüft. Beobachtet wird z.B. u.a., welche Kuh nach dem Melken gleich an den Futtertisch läuft und welche sich in der Box ablegt. Je nach Beobachtungsbefund werden die Kühe als Risikotiere eingestuft. Diese werden in den darauffolgenden Tagen intensiv betreut / systematisch untersucht. Dabei stuft eine Person die im Fressgitter eingesperrten Kühe von vorne ein, eine zweite gleichzeitig von hinten. Nicht auffällige Tiere werden möglichst in Ruhe gelassen.
Auf Transponder und andere Sensoren wird im Transitstall verzichtet. „Wir verlassen uns auf unsere Augen, unsere Ohren und unsere Nasen“, erläutert Herdenmanager Martin Moss. Erfahrung ist hier angesagt, so werden neue Mitarbeiter im Transitstall auch mindestens sechs Monate lang angelernt. „Wir haben hohe Ziele (Anmerkung der Red: möglichst wenig Erkrankungen), um diese zu erreichen müssen wir eben investieren!“, begründet Herdenmanager Martin Moss den hohen Arbeitsaufwand im Transitstall.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke in ihre Arbeit und Philosophie an das Team von Gut Hohen Luckow!