Von System am Milchmarkt ist noch keine Rede

Zu Beginn 2017 zeichnet sich am Milchmarkt eine festere Marktlage ab, Erzeugerpreise von mehr als 30 Cent pro kg werden auch für die kommenden Monate erwartet. Klingt gut, aber das Ergebnis eines guten Systems für einen freien Markt ist das nicht. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Themen vom Milchpolitischen Frühschoppen aus Berlin.

Auch wenn der Markt reagiert und zu Anpassungsreaktionen geführt habe – zum Jahresende lag die Anlieferungen in der EU knapp 4 % unter der Vorjahreslinie – den Milchpreis weiter zu verbessern sei für die Milchindustrie die zentrale Notwendigkeit in 2017! Das erklärte der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, am 23. Januar im traditionellen Empfang der Organisation zum „Milch-Montag“ auf der Internationalen Grünen Woche. Die Meinungen anderer Redner bestätigten, dass man von einer zukunftsfähigen Aufstellung am Markt in Deutschland noch weit weg ist.

Optimistische(re) Marktaussichten 2017

Zu Beginn 2017 zeichnet sich am deutschen Milchmarkt eine festere Marktlage als in den beiden Vorjahren ab, die von Überangebot und Lagerbestandsaufbau gekennzeichnet waren:

  • Geringeres Angebot: Zum Jahresanfang 2017 fällt das Angebot an Rohmilch in Europa, Ozeanien und Südamerika geringer aus als im Januar 2016. In der EU wurden zuletzt 3,8 % weniger Milch angeliefert, in Neuseeland 4,5 % und in Argentinien 13,8 % weniger als im Vorjahr. Im Falle der EU könne ein direkter Zusammenhang zwischen dem tatsächlichen Rückgang der Milchmenge und den verschiedenen Programmen zur Verringerung der Ablieferungsmilch nur schwierig hergestellt werden, heißt es. Denn die Differenz der angelieferten Milchmenge zum Vorjahr hattte sich bereits vor den Maßnahmen stetig vergrößert.
  • Weniger Wachstum in der EU: Ein Wachstum des Milchaufkommens in der EU wie in den Vorjahren ist derzeit unwahrscheinlich. Unter anderem weil die niederländischen Milcherzeuger als einer der Haupttreiber durch die Begrenzung der Phosphatmenge „ausgebremst“ werden.
  • Lagerbestände: Ende 2016 wurden wesentlich geringere Mengen an Milchprodukten in privaten Lagerbeständen gezählt als noch im Vorjahr.
  • Währungswert: Der Euro ist schwach und wird es vermutlich bleiben, was EU-Ware am Weltmarkt konkurrenzfähig macht.
  • Paralle Rohölmarkt: Die Ölpreise haben ihre Tiefststände hinter sich gelassen und sich auf höherem Niveau stabilisiert. Das stärkt die Kaufkraft der ölexportierenden Länder.
  • Import China und Russland: Mit China und Russland haben die beiden größten Milchimporteure der Welt 2016 wieder begonnen, ihre Einfuhrmengen an Milchprodukten zu steigern.
  • Käse: Der internationale Käsemarkt hat sich vom Einbruch der russischen Nachfrage erholt und wächst in anderen Regionen der Welt inzwischen stärker.
  • Bundesweites Milchaufkommen: Die saisonalen Schwankungen des Milchaufkommens dürften 2017 weniger stark ausgeprägt sein als 2016. In den ersten Monaten werde sich die Anlieferung voraussichtlich unter dem Vorjahresniveau bewegen. Damit dürfte die Angebotsspitze im Frühjahr 2017 flacher ausfallen als dies in 2016 der Fall war. In der zweiten Jahreshälfte 2017 könnte die Vorjahreslinie übertroffen werden, so dass die Milchanlieferung am Ende im Jahresdurchschnitt ähnlich ausfallen könnte wie in 2016. Der MIV-Vorsitzende Stahl mahnt davor, nicht jede Marktschwankung gleich als Krise zu bezeichnen.
  • Milchpreis Deutschland: Die festeren Tendenzen bei den Milchauszahlungspreisen, die in den letzten Monaten zu beobachten waren, dürften noch etwas anhalten. Erzeugerpreise von mehr als 30 Cent pro kg werden auch für die kommenden Monate erwartet. Für 2017 ist deshalb auch im Jahresdurchschnitt mit höheren Milchpreisen zu rechnen. 

  • Geringeres Angebot: Zum Jahresanfang 2017 fällt das Angebot an Rohmilch in Europa, Ozeanien und Südamerika geringer aus als im Januar 2016. In der EU wurden zuletzt 3,8 % weniger Milch angeliefert, in Neuseeland 4,5 % und in Argentinien 13,8 % weniger als im Vorjahr. Im Falle der EU könne ein direkter Zusammenhang zwischen dem tatsächlichen Rückgang der Milchmenge und den verschiedenen Programmen zur Verringerung der Ablieferungsmilch nur schwierig hergestellt werden, heißt es. Denn die Differenz der angelieferten Milchmenge zum Vorjahr hattte sich bereits vor den Maßnahmen stetig vergrößert.
  • Weniger Wachstum in der EU: Ein Wachstum des Milchaufkommens in der EU wie in den Vorjahren ist derzeit unwahrscheinlich. Unter anderem weil die niederländischen Milcherzeuger als einer der Haupttreiber durch die Begrenzung der Phosphatmenge „ausgebremst“ werden.
  • Lagerbestände: Ende 2016 wurden wesentlich geringere Mengen an Milchprodukten in privaten Lagerbeständen gezählt als noch im Vorjahr.
  • Währungswert: Der Euro ist schwach und wird es vermutlich bleiben, was EU-Ware am Weltmarkt konkurrenzfähig macht.
  • Paralle Rohölmarkt: Die Ölpreise haben ihre Tiefststände hinter sich gelassen und sich auf höherem Niveau stabilisiert. Das stärkt die Kaufkraft der ölexportierenden Länder.
  • Import China und Russland: Mit China und Russland haben die beiden größten Milchimporteure der Welt 2016 wieder begonnen, ihre Einfuhrmengen an Milchprodukten zu steigern.
  • Käse: Der internationale Käsemarkt hat sich vom Einbruch der russischen Nachfrage erholt und wächst in anderen Regionen der Welt inzwischen stärker.
  • Bundesweites Milchaufkommen: Die saisonalen Schwankungen des Milchaufkommens dürften 2017 weniger stark ausgeprägt sein als 2016. In den ersten Monaten werde sich die Anlieferung voraussichtlich unter dem Vorjahresniveau bewegen. Damit dürfte die Angebotsspitze im Frühjahr 2017 flacher ausfallen als dies in 2016 der Fall war. In der zweiten Jahreshälfte 2017 könnte die Vorjahreslinie übertroffen werden, so dass die Milchanlieferung am Ende im Jahresdurchschnitt ähnlich ausfallen könnte wie in 2016. Der MIV-Vorsitzende Stahl mahnt davor, nicht jede Marktschwankung gleich als Krise zu bezeichnen.
  • Milchpreis Deutschland: Die festeren Tendenzen bei den Milchauszahlungspreisen, die in den letzten Monaten zu beobachten waren, dürften noch etwas anhalten. Erzeugerpreise von mehr als 30 Cent pro kg werden auch für die kommenden Monate erwartet. Für 2017 ist deshalb auch im Jahresdurchschnitt mit höheren Milchpreisen zu rechnen. 
Stahl

Peter Stahl, Vorsitzender Milchindustrie-Verband (Bildquelle: Elite Magazin)

Nicht unkommentiert lassen wollte Peter Stahl die Beratungen zur Weiterentwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP 2020). Von hochrangigen Politikern auf nationaler und europäischer Ebene wird immer öfter die Idee eines Systemwechsels ins Spiel gebracht: Die Rede ist von einer deutlichen Umverteilung der Gelder von der ersten in die zweite Säule (stärkere Finanzierung von Maßnahmen im ländlichen Raum). Der Milchindustrie-Verband verweist in diesem Zusammenhang auf das niedrig gespannte Sicherheitsnetz, das unbedingt beibehalten werden sollte, so Stahl. Die Milchmarktordnung sei ein langfristig angelegtes Projekt.

Milcherzeuger dürfen nicht auf staatliche Unterstützung bauen!

EU-Ebene im letzten Jahr 1 Mrd. Euro an Hilfsgeldern ausgezahlt wurden, um den Milcherzeugern in der Preiskrise zu helfen. Allein nach Deutschland flossen im letzten Jahr 500 Mio. Euro (Anmerkung: Vertreter der Molkereien kritisierten, dass die Gelder zu spät ausgezahlt wurden und zudem der Milchexport zu wenig von staatlicher Seite unterstützt wurde). Wieviel Geld in 2017 genau an deutsche bzw. europäische Milcherzeuger verteilt werden kann, ist laut Aeikens aber noch völlig unklar. Denn im Zuge des Brexit müssten die EU-Finanzen neu geordnet werden.
Klar sei indes, dass die Branche in der nächsten Milchkrise nicht mit ähnlichen staatlichen Hilfsgeldern rechnen sollte: „Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Milchkrise in die Zeiten gut gefüllter Staatskassen und der politischen Bereitschaft fällt, zu helfen.“
Aeikens

Dr. Hermann Onko Aeikens, BMEL-Staatssekretär (Bildquelle: Elite Magazin)

EU-Ebene im letzten Jahr 1 Mrd. Euro an Hilfsgeldern ausgezahlt wurden, um den Milcherzeugern in der Preiskrise zu helfen. Allein nach Deutschland flossen im letzten Jahr 500 Mio. Euro (Anmerkung: Vertreter der Molkereien kritisierten, dass die Gelder zu spät ausgezahlt wurden und zudem der Milchexport zu wenig von staatlicher Seite unterstützt wurde). Wieviel Geld in 2017 genau an deutsche bzw. europäische Milcherzeuger verteilt werden kann, ist laut Aeikens aber noch völlig unklar. Denn im Zuge des Brexit müssten die EU-Finanzen neu geordnet werden.
Klar sei indes, dass die Branche in der nächsten Milchkrise nicht mit ähnlichen staatlichen Hilfsgeldern rechnen sollte: „Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Milchkrise in die Zeiten gut gefüllter Staatskassen und der politischen Bereitschaft fällt, zu helfen.“

Gestaffelte Milchpreise als Lösung?

Hess

Prof. Sebastian Hess, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Bildquelle: Elite Magazin)

Prof. Dr. Sebastian Hess von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ging unter anderem auf das Thema Lieferbeziehung ein. Die geltenden Andienungs- und Abnahmepflichten in den Milchkaufverträgen sieht der Wissenschaftler als überholt an. Diese Regelungen könnten allenfalls kleinere Schwankungen (saisonaler Art) abfedern, für eine großangelegte Expansion der Anlieferung seien sie ungeeignet. In guten Genossenschaften könnten die Milcherzeuger zwar an der Wertschöpfung teilhaben, allerdings sei die volle Andienungspflicht und Abnahmegarantie nicht für große Wachstumsschritte geeignet. „Solange die Spotmarktpreise hoch sind, funktioniert es noch. Aber wenn die Spotmarktpreise fallen, ziehen die Mehranlieferungen die gesamte Wertschöpfung des Molkereiunternehmens herunter“, erklärte Dr. Hess. Er plädierte deshalb für gestaffelte Milchpreise. Milcherzeuger die wachsen wollen, müssten ein überproportionales Milchpreis-Risiko tragen.

Einen Branchenverband will niemand

Für die Einrichtung eines Branchenverbandes Milch, wie ihn unlängst der Bauernverband gefordert hatte, wollte sich niemand richtig erwärmen. Zwar wiederholte Dr. Hermann Onko Aeikens nochmals das Angebot der Politik bzw. der Regierung, die Gründung eines „Branchenverbandes Milch“ zu unterstützen. Er machte aber deutlich, dass der neue Verband nicht die Aufgabe habe, allgemeinverbindliche Mengenkürzungen zu vereinbaren. Das müsse jede Molkerei für sich intern klären.
Vielmehr könne ein solcher Branchenverband EU-Gelder zur Absatzförderung abschöpfen und diese zu Investitionen in das Marketing von Milchprodukten verwenden. „In dem Topf sind rund 200 Mio. Euro. Bisher fließt aber noch kein einziger Euro davon nach Deutschland, beklagte der Staatssekretär, abgerufen werden könnten aber 60 bis 70 Mio. Euro“. Doch dazu müsste sich die Milchbranche zunächst auf ein Marketing-Konzept einigen.
Schmal

Karsten Schmahl, DBV-Milchpräsident (Bildquelle: Elite Magazin)

Viele Beobachter befürchten jedoch, dass dies an der mangelnden Kooperationsbereitschaft der Molkereien scheitert. „Ich war erschrocken zu erfahren, wie wenig die Molkereien miteinander sprechen“, sagte DBV-Milchpräsident Karsten Schmal. Der Milchpräsident zeigte sich letztlich aber zufrieden mit der Gründung „Interessengemeinschaft Genossenschaftliche Milchwirtschaft“. In der IG Milch wollen sich fünf genossenschaftliche Molkereien über genossenschaftsspezifische und erzeugerbezogene Themen austauschen (Ammerland, Arla, DMK, Hochwald und FrieslandCampina).
Meier

Winfried Meier, Geschäftsführer Arla Foods Deutschland (Bildquelle: Elite Magazin)

Die deutsche Milchwirtschaft ist nicht gut aufgestellt!

Winfried Meier, Geschäftsführer bei Arla Foods Deutschland, richtete kritische Worte an seine Kollegen aus der Milchbranche:
  • Die deutsche Milchwirtschaft ist bei der Vermarktung nicht gut aufgestellt. In stark konsolidierten Märkten wie Skandinavien oder Großbritannien sind die Preisschwankungen geringer ausgefallen.
  • Nur wenige Molkereien bringen Innovationen auf den Markt. Das muss besser werden.
  • Im Drittland-Export macht Deutschland noch zu wenig. FrieslandCampina hat schon vor Jahrzehnten die richtigen Weichen gestellt. Wichtig ist ein verantwortungsvoller Export, also eine Zusammenarbeit mit den Importländern.
  • Kritisch ist der zunehmende Protektionismus, wie verpflichtende Herkunftsangaben.
  • Der Mehrwert GVO-frei ist ein gutes Beispiel, wie sich führende Lebensmittelhändler Nutzen ziehen, wenn es die führenden Anbieter nicht tun. Das darf beim Thema Tierschutz nicht passieren!

  • Die deutsche Milchwirtschaft ist bei der Vermarktung nicht gut aufgestellt. In stark konsolidierten Märkten wie Skandinavien oder Großbritannien sind die Preisschwankungen geringer ausgefallen.
  • Nur wenige Molkereien bringen Innovationen auf den Markt. Das muss besser werden.
  • Im Drittland-Export macht Deutschland noch zu wenig. FrieslandCampina hat schon vor Jahrzehnten die richtigen Weichen gestellt. Wichtig ist ein verantwortungsvoller Export, also eine Zusammenarbeit mit den Importländern.
  • Kritisch ist der zunehmende Protektionismus, wie verpflichtende Herkunftsangaben.
  • Der Mehrwert GVO-frei ist ein gutes Beispiel, wie sich führende Lebensmittelhändler Nutzen ziehen, wenn es die führenden Anbieter nicht tun. Das darf beim Thema Tierschutz nicht passieren!

Erfolgsgeschichte Weidehaltung

Die Tierwohl-Debatte wird inzwischen vor allem von Verbrauchern und vom Handel geführt. Landwirte und Molkereien haben es teilweise verpasst, die Verbraucher adequat zu informieren. Einig waren sich die Teilnehmer des MIV-Frühschoppens, dass es nicht genug Projekte geben kann, die ein objektives Bild der Milchproduktion und Landwirtschaft zeigen. Die Branche wird deshalb eine harte gesellschaftliche Diskussion über moderne Tierhaltung und Erzeugungsstrukturen durchstehen müssen, warnte Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium. Bleser sprach im Weiteren von Initiativen der NGOs und bestimmter Parteien, die unterstützt von zahlreichen Medien, bedeutende Mittel aufwenden, um auf Kosten der Landwirtschaft Politik zu machen. 
Auch DBV-Milchbauernpräsident Karsten Schmahl rechnet mit wachsenden gesellschaftlichen Ansprüchen (Tier- und Umweltschutz), mit denen sich die Milchwirtschaft auseinandersetzen werden müsse. In diesem Zusammenhang gelte es, die Erfolgsgeschichte Weidehaltung verstärkt zu kommunizieren. Daneben forderte Schmal, ungenutzte Potenziale zu erschließen, die sich im Export, in den genossenschaftlichen Strukturen oder in Marktnischen ergeben.

Was bleibt?

Große Einigkeit bestand in der Einsicht, dass eine Einkommenssicherung der Milcherzeuger künftig erfolgen kann, durch
  • eine Absicherung der Liefermengen an der Börse;
  • durch fair ausgehandelte Lieferbeziehungen zwischen der jeweiligen Molkerei und ihren Kunden.

  • eine Absicherung der Liefermengen an der Börse;
  • durch fair ausgehandelte Lieferbeziehungen zwischen der jeweiligen Molkerei und ihren Kunden.

Das würde jedoch bedingen, dass Milcherzeuger, Molkereien, Wissenschaft, Politik und Handel sich regelmäßig an einem Tisch versammeln und gemeinsam praxistaugliche Lösungen für den Milchmarkt bzw. Vorschriften zur Vermeidung von unfairen Handelspraktiken entwickeln.
Quelle: Milch-Montag, MIV

Autor: Veauthier