MIV-Ausblick für den Milchmarkt 2017

Gespaltener Milchmarkt und sich auseinander bewegende Milchpreise

Der Milchindustrie-Verband blickt mit vorsichtigem Optimismus darauf, wie sich die Märkte für Milcherzeugnisse und damit auch die Auszahlungspreise für Rohmilch in 2017 entwickeln.

Einen Ausblick auf den Milchmarkt in 2017 hat der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, im Rahmen des 8. Berliner Milchforums (17.03.2017) abgegeben:
"Der Milchmarkt 2017 zeigt sich bisher gegenüber dem Vorjahr in einer deutlich besseren Verfassung und das ist gut für Milcherzeuger und Molkereien. Allerdings sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Märkte sich in ihren Verwertungen sehr unterschiedlich darstellen".

Gesplitterter Milchmarkt: Fett stark, Eiweiß schwach

Die Nachfrage nach Milchfett sei weiterhin stark und dementsprechend seien feste Preise in dieser Produktkategorie zu beobachten, während sich der Markt für Milcheiweiß deutlich schlechter entwickle. Dafür macht Stahl nicht zuletzt die hohen EU‑Interventionsbestände verantwortlich. Vor diesem Hintergrund rechnet er auch für 2017 weiterhin mit einer Spreizung der Produktmärkte für Fett und Eiweiß, zumindest für die nächsten Monate". Denn eine zuverlässige Prognose für das weitere Jahr 2017 sei schwierig, schränkte der MIV-Vorsitzende ein.
„Wir sehen eine saisonal steigende Milcherzeugung auf der Nordhalbkugel. Der Erzeugung wird neben den bislang guten Entwicklungen im Exportgeschäft daher eine Schlüsselrolle für die Entwicklung des Gesamtmarktes zukommen“, stellte Stahl fest.

Preise auf gutem Niveau, entwickeln sich regional aber deutlich auseinander

Wie der MIV weiter berichtete, sind die Erzeugerpreise für Rohmilch seit dem Spätsommer 2016 in der Breite gestiegen und bewegen sich im März überwiegend zwischen 30 Cent und 35 Cent pro Kilogramm Rohmilch (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß). Damit bewegten liegen die Milchpreise im März um mehr als 20 % über den Vorjahresniveau. Laut Stahl sei den Molkereien aber bewusst, dass das erreichte Preisniveau die finanzielle Situation auf Seiten der Milcherzeuger zwar entlaste, aber bislang nicht ausreicht, um damit die letzte Tiefpreisphase auszugleichen und Rücklagen für volatile Märkte zu bilden.
Auffällig beim Blick auf die Milchpreise ist Stahl zufolge, eine deutliche Spreizung der Preise sowohl zwischen Nord und Süd als auch zwischen den einzelnen Molkereien einer Region. Die Ursachen dafür sieht Stahl wesentlich in der Produktionsausrichtung der einzelnen Unternehmen!
Lediglich bei Biomilch hatte sich das Preisniveau im vergangenen Jahr stabil gehalten, obwohl die Anlieferung in Deutschland in 2016 stärker als in den Vorjahren gestiegen ist. Trotz dieser positiven Tendenzen dürfe nicht vergessen werden, dass in der „erfolgreichen Nische Bio“ 2016 nur 2,54 % der gesamten Milchanlieferung in Deutschland erzeugt wurden!
Alle deutschen Milcherzeuger hätten im Jahr 2016 zusammen 31,3 Mio. t Milch an die Molkereien im Bundesgebiet geliefert, was im Tagesdurchschnitt 0,8 % weniger gewesen sei als im Vorjahr. Der saisonale Anstieg der Milchanlieferung in Deutschland setze sich derzeit weiter fort und der Rückstand gegenüber dem Vorjahr habe sich zuletzt auf 2,8 % etwas verringert, bilanzierte der Verbandsvorsitzende.

Milchpreise werden aktuell insbesondere über den Fettmarkt gestützt

In der Betrachtung der wesentlichen Märkte für das vergangene Jahr und Anfang 2017 sei festzustellen, dass insbesondere im Segment Butter der Nachfrage ein ausreichendes, aber für die Jahreszeit vergleichsweise geringes Angebot gegenübersteht. Die Milchpreise würden somit insbesondere über den Fettmarkt gestützt! Dies gelte auch für die kommenden Monate, da eine aktuelle gute Nachfrage im In- und Ausland für Unsicherheit über die Verfügbarkeit in der zweiten Jahreshälfte sorge.
Während sich die Märkte für weiße Ware und Schnittkäse recht ausgeglichen zeigen, bleibe die Situation am Markt für Magermilchpulver schwierig, so Stahl. So verlaufe die weltweite Nachfrage eher abwartend, während die Versuche der EU, Magermilchpulver aus den Beständen der Intervention zu verkaufen, bisher nicht erfolgreich gewesen seien. Nach Ansicht von Stahl liegt es hier auch in den Händen der EU, durch angemessene Maßnahmen die Interventionsbestände zu reduzieren.

Quelle: AgE, MIV

Bearbeitet: Berkemeier