Fliegenbekämpfung: Jetzt nicht nachlässig werden!

Auch wenn die gegenwärtig herbstliche Witterung den Anschein gibt, dass die Fliegen-Saison dem Ende zugeht, sollte die Bekämpfung nicht aus den Augen verloren werden. Bis in den Oktober hinein ist noch mit sommerlichen Temperaturen und damit mit Fliegenwetter zu rechenen.

Wenn die jetzige herbstliche Kältephase endet, können die momentan weniger aktiven Fliegenbestände in den Ställen wieder voll aufblühen. In den letzten Zügen ihrer Saison werden sie nochmal so richtig agressiv: Durch ihre Bisse und Anflugmanöver stören sie die Tiere beim Fressen sowie beim Ruhen und sorgen insbesondere beim Melken für Unruhe. Die Kühe schlagen die Melkzeuge bei ihren Abwehrversuchen unbeabsichtigt ab, sind nervös, koten daher viel ab und schlagen mit den Schwänzen. Das bedeutet auch für die Melker Stress.
Außerdem übertragen sowohl beißende als auch die nichtbeißenden (bevorzugen es sich über Körpersekrete (Zitzen, Augen, offene Wunden, Ausfluss) zu ernähren) Fliegenspezies im Stall und auf der Weide Krankheitserreger. So können etwa Salmonellosen oder auch Mastitidien über Fliegen verursacht werden. Daher sollte man auch jetzt unbedingt noch weiter konsequent gegen die Plagegeister vorgehen!

Strategische Fliegenbekämpfung im Stall und Melkstand

Um vorbeugend den Befallsdruck im Stall und Melkstand zu entschärfen, muss die Entwicklung der Fliegenlarven gestoppt werden, denn Fliegen haben ein sehr kurzes Generationsintervall. Pro Weibchen werden etwa 500 bis 2.000 Eier in bis zu zwölf Intervallen über den Sommer abgelegt, damit verfügen sie über ein enormes Vermehrungspotenzial. Daher gilt es die Eigelege zu zerstören, damit sich die nachfolgende Generation erst gar nicht entwickeln kann. Das gelingt über ein regelmäßiges Ausmisten im zweiwöchigen Rythmus. Die Stallabteile werden dazu am besten besenrein entmistet, idealerweise mit dem Hochdruckreiniger gereinigt und der Boden mit Einstreu-Kalk eingestreut. Auch Futterreste sollten sorgfälltig entfernt werden, angehäufte, bereits erwärmte Ablagerungen in Ecken und Kanten bieten sich ebenfalls gut zur Eiablage an. Mit Larviziden können Larven- und Puppenstadien zusätzlich bekämpft werden. Ebenfalls möglich und besonders für Biobetriebe interessant, ist ein frühzeitiger Einsatz von Nützlingen. Das sind die in Fliegeneiern parasitierende Güllefliegen oder Schwebfliegen. Eine derartige Maßnahme schließt allerdings eine chemische Bekämpfung aus, da sowohl Schad- als auch Nützlingsfliege dabei getötet werden.
Die Bekämpfung der adulten Fliegen (machen nur etwa 15 % der Population aus) erfolgt durch sogenannte Adultizide. Als Nervengift wirkende Insektizide, die von den Fliegen über Lock- und Fraßfallen aufgenommen werden. Dabei sollten innerhalb eines Sommers mit unterschiedlichen Wirkstoffgruppen gearbeitet werden, so dass die Fliegen keine Resistenzen gegen einen der genutzen Wirkstoffe entwickeln können. Desweiteren bieten sich Leimstreifen oder -fallen oder elektrische Fliegenfallen an. Letztere sind besonders geeignet für den Einsatz im Melkstand, an die knallenden, brutzelnden Geräusche der elektrischen Fliegenfalle gewöhnen sich die Kühe schnell.

Die Tiere vor Flug-Attacken schützen

Nicht nur auf der Weide, sondern auch im Stall helfen Fliegenohrmarken (z.B. Auriplak von Vibrac oder Flectron) die lästigen Parasiten fernzuhalten. Die Ohrclips enthalten einen Wirkstoff (z.B. Permethrin oder Cypermethrin), der konstant über ca. fünf Monate freigesetzt wird und somit die Tiere über die Hauptsaison schützt. Es ist zu beachten, dass Fliegenohrmarken nach längeren Regenperioden schneller ihre Wirkung verlieren. Nach diesem bisher in den meisten Regionen sehr regnerischen Sommer, sollte daher die Situation des Befalls bei Weidetieren im Auge behalten werden, um sich nicht doch gegen Ende des Sommers noch Weidemastitidien einzufangen. Auch bei den Ohrmarken sowie bei Aufgussmitteln sollte versucht werden, nicht über mehrere Jahre den selben Wirkstoff zu nutzen.