EU: Im Nordwesten wird mit Vollgas gemolken

Die EU-Milchanlieferung bewegt sich seit April deutlich über dem Vorjahresniveau. Das liegt vor allem an den expansiven Tendenzen in Deutschland, in den Niederlanden, in Dänemark, in Polen und in Italien.

Seit April bewegt sich nach Angaben der ZMB Dairy World das Milchaufkommen in der EU deutlich über dem Vorjahresniveau. Durchschnittlich wurden im April 2009 rund 1,6 % mehr Milch angeliefert als im April 2008. Im Mai hat sich der Anstieg nach vorläufigen Angaben wieder auf 0,7 % verringert. Von Januar bis März 2009 hatte sich das Milchaufkommen in der EU noch unter dem Vorjahresniveau bewegt.

Deutschland: 9 % mehr Milch im Mai

Vor allem in Deutschland steigt das Milchaufkommen derzeit überproportional stark an. Im Vergleich zum Vorjahr erfassen die Molkereien durchgängig umfangreichere Milchmengen. Dies ist nur teilweise auf den Milchlieferboykott im Mai/Juni 2008 zurückzuführen, der die Vergleichsbasis deutlich reduziert hatte. Viele Milcherzeuger versuchen aber auch in Folge des Preisabsturzes wegbrechenden Umsätze durch höhere Liefermengen zumindest teilweise zu kompensieren.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

In den einzelnen EU-Ländern ist kein gleichförmiger Trend beim Milchaufkommen festzustellen. Außer den deutschen Milcherzeugern wird vorallem in den Niederlanden, in Dänemark, Finnland und Schweden" auf Teufel komm raus" gemolken. Aber auch in Österreich und Polen steigt das Milchaufkommen gegenüber dem Vorjahr. Dagegen haben die französischen Milcherzeuger in den ersten fünf Monaten von 2009 weniger Milch an die Molkereien angeliefert (- 0,76 Mio. t Milch). Verringert hat sich das Milchaufkommen außerdem in den meisten osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten. Rückläufige Tendenzen sind auch in Südeuropa zu beobachten, mit Ausnahme von Italien. Dort nahm die Anlieferung in den ersten Monaten von 2009 deutlich zu, was vermutlich eine Reaktion auf die 5%ige Quotenerhöhung ist, die zum 1. April 2009 wirksam wurde.

Mehr Milch auch in den USA, Neuseeland und Australien

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(Bildquelle: Elite Magazin)

Außerhalb der EU schwächen sich die im Vorjahr noch expansiven Tendenzen überwiegend ab. In den USA wird seit Jahresbeginn im Tagesdurchschnitt zwar immer noch rund 0,5 % mehr Milch als im Vorjahr angeliefert, für das Kalenderjahr 2009 wird jedoch mit einem Rückgang der Milcherzeugung gerechnet. Im Rahmen des (privat finanzierten) cwt-Programms (Cooperatives working together) sollen im Laufe des Sommers über 100.000 Kühe geschlachtet werden. Im benachbarten Kanada ist das Milchaufkommen bereits seit Jahresbeginn rückläufig.
Kräftig gemolken wird dagegen in Ozeanien. In Australien wurde in den ersten fünf Monaten im Tagesdurchschnitt 3,5 % mehr Milch erzeugt als im Vorjahreszeitraum. Infolge der Im Juni ausgebliebenen Niederschläge in den Hauptmilcherzeugungsregionen an der Südwestküste könnte das Milchaufkommen in den kommenden Monaten aber sinken. In Neuseeland wurden im abgelaufenen Wirtschaftsjahr nach letzten Informationen 6 % mehr Milch erzeugt als im Vorjahr, in dem die Erzeugung wegen Dürre geschrumpft war.