Der Milchmarkt scheint sich langsam zu drehen

Marktbeobachter erwarten in der bald beginnenden Kampagne eine geringere Milchanlieferung in Neuseeland. Die Rabobank ist von einem mittelfristig nachhaltigen Wiederanstieg der Milchpreise überzeugt.

Marktbeobachtern zufolge hat vor allem das geringere Angebot an der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade (GDT) zur jüngsten Preiserholung beigetragen. Die Verkaufsmenge in der letzten Woche lag mit 36.904 t nicht nur um gut 20 Prozent unter dem Angebot von Anfang August, sondern auch um rund ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau. Der bereits seit 2014 anhaltende Preisverfall am globalen Markt wirkt sich also möglicherweise nun reduzierend auf den Umfang der Milchproduktion aus.

Neuseeland: Geringeres Angebot – höhere Preise

Der neuseeländische Molkereikonzern Fonterra hatte kürzlich mitgeteilt, dass 2015/16 in Neuseeland mit einem Rückgang der Milchanlieferungen um zwei Prozent gegenüber der Vorsaison zu rechnen sei. Noch stärker reduzieren könnten das Milchaufkommen aber noch die nicht mehr kostendeckenden Erzeugererlöse und mögliche Auswirkungen des immer wahrscheinlicher werdenden Wetterphänomens El-Niño. Damit wäre der Weg für wieder höhere Milcherzeugerpreise frei.
Das erwartet auch die Rabobank in Neuseeland, allerdings nicht sofort, sondern erst ab Mitte 2016. In einer aktuellen Marktanalyse vertreten die Banker die Auffassung, dass der gegenwärtige Zusammenbruch des Marktes zyklischer, aber nicht dauerhafter Natur ist. Neuseelands Rabobank-Geschäftsführer Ben Russel erklärte, dass die momentanen Niedrigpreise Teil einer ausgeprägten Negativphase im Produktzyklus seien, aber keine strukturelle Änderung der auf lange Sicht immer noch günstigen Angebots-Nachfrage-Relationen bedeuteten. Die laufende Saison werde ohne Zweifel eine sehr schwierige für die Milchfarmer, doch sei seine Bank von einem mittelfristig nachhaltigen Wiederanstieg der Preise überzeugt. Die augenblickliche Marktsituation sei nicht „die neue Normalität“, sondern der „abnormale Teil eines schwierigen Produkt-Zyklus“, erklärte Russel.
Nach Angaben des Milchexperten der Bank, Tim Hunt ist das Ausmaß des Marktzusammenbruchs stärker als von vielen erwartet. Neuseeland sei von der Milchmarktkrise aufgrund seiner relativ starken Währung, dem kleinen Heimatmarkt und der Fokussierung auf den Export von Vollmilchpulver und der Nachfrageschwäche des wichtigsten Kunden China in besonderem Maße betroffen.

Kommt China bald zurück?

Aber auch in Deutschland schlägt die Marktentwicklung stark durch, denn ein Viertel der Umsätze kommt aus dem Export. Da der Weg nach Russland versperrt ist und China gerade aufgrund der schwächelnden Wirtschaft weniger einkauft, leiden auch die deutschen Exporteure. Allerdings dürfte China früher oder später wieder am Markt als Käufer auftreten und somit für steigende Notierungen sorgen. Das Marktforschungsunternehmen Euromonitor International erwartet z.B., dass der Käsemarkt in China in diesem Jahr unter dem Strich um 23 Prozent auf umgerechnet $547 Mio. USD zulegt. Hintergrund ist die enorme Expansion von Fast Food Ketten wie Pizza Hut und McDonalds. Die Mehrzahl der Chinesen habe diese Ernährungsform mittlerweile adaptiert, so die Experten.
Hinzu kommt, dass preisbedingt die Milchmengen in den starken Erzeugerregionen (EU und USA) etwas nachgeben dürften (Kuhschlachtungen in den USA nehmen leicht zu) und gleichzeitig die niedrigen Produktpreise den Konsum ankurbeln. Auch  das U.S. Unternehmen Kraft Heinz Co, sieht ein signifikant unerschlossenes Potential" für etliche seiner Markenprdukte in China. Und auch bei Arla Foods geht man davon aus, den Absatz der eigenen Markenprodukte in China in diesem Jahr zu verdoppeln.
(AgE; dairyherd.com)