DOC mit Hochwald oder Niederlande/Deutschland II

Die niederländische Molkereigenossenschaft DOC Kaas will künftig mit der deutschen Hochwald Foods GmbH zusammenarbeiten – noch vor zwei Jahren scheiterte die deutsch-niederländische Zusammenarbeit (Fusion mit DMK) an dem Veto der niederländischen Milcherzeuger.

Die deutsche Molkereigenossenschaft Hochwald GmbH verkündete in dieser Woche, dass eine Tochtergesellschaft mit dem zweitgrößten niederländischen Käsehersteller DOC Kaas gegründet werden soll. Diese soll ab dem 1. Januar 2014 den Produktvertrieb für beide Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent sowie den arabischen Halbinseln übernehmen. Beide verfügen bereits über langjährige Erfahrungen im Export. Aufgrund unterschiedlicher Produktlinien werden sich die Sortimente der beiden Unternehmen im geplanten gemeinsamen Exportgeschäft jedoch nicht überschneiden. Ziel der Bündelung von Vertrieb-, Markt- und Produktkompetenzen ist es, zukünftig die gesamte Vielfalt an Milchprodukten aus einer Hand anbieten zu können.
1 Mrd. kg Milch von 1.200 Erzeugern
Der Milchverarbeiter Drents-Overijsselse Coöperatie (DOC), dessen Kürzel auch für die Tochterfirma „Dutch Original Cheese“ steht, hat sich auf die Käseherstellung sowie dessen Reifung spezialisiert. Jährlich werden etwa 125.000 t Käse aus rund 1 Mrd. kg Rohmilch produziert. Etwa zwei Drittel der Produktionsmenge wird über den Export vermarktet. Beliefert wird die Molkerei von ca. 1.200 Milchproduzenten. DOC Kaas ist ebenfalls in der Produktion und dem Absatz von Produkten auf Molkebasis tätig, dies jedoch nicht allein, sondern gemeinsam mit Volac International über DVNutrition.
Der Partner Hochwald GmbH
In der Hochwald GmbH scheint DOC nun seinen idealen Partner gefunden zu haben, zudem scheint die Gründung einer Tochtergesellschaft die Unabhängigkeit der Molkerei zu garantieren. Die in Thalfang (Rheinland-Pfalz) sitzende Hochwald Foods GmbH deckt mit frischen und haltbaren Produkten das gesamte Milchproduktsortiment ab. Im vergangenen Jahr wurden dazu etwa 2,05 Mrd. kg Rohmilch von 5.500 Milcherzeugern in den Produktionsstandorten in Deutschland und den Niederlanden verarbeitet. Ein Umsatz von 1,25 Mrd. Euro wurde erwirtschaftet und der Exportanteil betrug in 2012 rund 37 %.
Oktober 2011: Die geplatzte Fusion mit dem DMK
Ob die gemeinsame Vermarktungsfirma tatsächlich gegründet wird? Die Branche reagiert zurückhaltend, denn bisher ist die Entscheidung lediglich über eine Absichtserklärung vereinbart worden. Noch nicht vergessen ist der gescheiterte Fusionsversuch. Vor genau zwei Jahren wurde die Fusion des größten deutschen Molkereiunternehmen (2011: 6,8 Mrd. kg Milch von mehr als 11.000 Lieferanten), der Deutschen Milchkontor GmbH (DMK) mit DOC Kaas angekündigt. Gemeinsam hätten sie im Falle einer geglückten Fusion mehr als 7,5 Mrd. kg Milch verarbeitet. Der Wille zur Fusion wurde von beiden Unternehmen mit der anhaltenden Konsolidierung im europäischen Markt und der Erschließung wichtiger Wachstumsmärkte außerhalb Europas begründet. DOC Kaas sah in der geplanten Fusion die Chance, die Marktposition weiter zu stärken. Wichtig war für den Geschäftsführer von DOC Kaas, J.L. Oosterveld, dass die Mitglieder der Molkerei auch nach der Fusion einen wettbewerbsfähigen Milchpreis, Beständigkeit und Wachstum erwarten konnten. Die DMK GmbH sah in dem geplanten Schritt eine Chance, um über die deutschen Grenzen hinweg Kräfte zu bündeln, außereuropäische Märkte zu erschließen und damit den Lieferanten einen hohen und stabilen Milchpreis zu gewährleisten. So begründete damals der Sprecher der Geschäftsführung, Josef Schwaiger, die Entscheidung des DMK die Drents-Overijsselse Coöperatie mit ins Boot zu lassen. Doch der Plan zerplatzte, die niederländischen Genossenschaftsmitglieder von DOC stimmten mehrheitlich gegen eine Fusion. DOC hat nach eigenen Angaben die Stimmung unter den Genossen falsch eingeschätzt und dies bedauert. Das DMK musste diese Entscheidung schlicht weg hinnehmen.
Noch eine Woche vor der Abstimmung hatte die niederländische Molkerei DeltaMilk versucht, die DOC-Lieferanten mit einem alternativen Angebot, 1 Cent mehr Milchauszahlungspreis als der DMK auszahlen würde, von der Fusion abzubringen. DeltaMilk sah den Ruf des holländischen Käses gefährdet und befürchtete geringere Auszahlungspreise als bisher.
Oktober 2012: Die Unabhängigkeitserklärung
Ein Jahr nach der missglückten Fusion mit dem DMK erklärt der DOC-Geschäftsführer J.L. Oosterveld dann den Willen zur Unabhängigkeit. Nach langen Verhandlungen mit potenziellen Fusionspartner wurde festgestellt, dass eine Fusion nicht mit den Prioritäten im Tagesgeschäft, der Auszahlung eines hohen Milchpreises und weiterem Wachstum für DOC Kaas in Einklang zu bringen sei. Zu einer gewissen Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen sei der Käsehersteller jedoch bereit, sofern dadurch die Marktposition gestärkt und das Risiko breiter verteilt werden könnte. Aber auf jeden Fall will der niederländische Käsehersteller eigenständig bleiben.
Hochwald unter Druck
Die Molkerei Hochwald, zweitgrößter deutscher Milchverarbeiter (2,05 Mrd. kg Milch), muss sich nach der Übernahme der benachbarten Molkerei MUH durch Arla im Oktober 2012 nach neuen möglichen Fusionspartnern umschauen, denn die Rohstoffbasis im Einzugsgebiet (Rhein-Main-Region) ist mittelfristig rückläufig. Umzingelt von den großen Konkurrenten hat sich Hochwald bereits im Juni 2012 nach Westen über die deutschen Grenze hinaus orientiert und eine Tochtergesellschaft mit der belgischen Molkereigenossenschaft Societé Laitière de Recogne (Solarec) gegründet. Die belgische Solarec hat zuvor ca. 670 Mio. Liter Milch verarbeitet und einen Umsatz von 287 Mio. Euro erzielt. Die Molkerei produziert u.a. H-Konsummilch, Milchpulverprodukte und Butter. Rund 40% der Produkte gehen in den Export. Die Tochtergesellschaft AHL Distribution S.A., eine Vertriebsgesellschaft, die zu je gleichen Teilen von den beiden Molkereien gehalten wird, übernimmt den Vertrieb von Produkten beider Molkereien in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Luxemburg.

Rang

Molkerei

Menge in Mio. kg

Umsatz in Mio. €

Wertschöpfungsindex

1

DMK

6800

4600

0,68

2

Hochwald

2050

1240

0,61

3

Hansa Arla Milch+MUH (1)

1940

1393

0,72

4

Theo Müller (2)

1770

2150

0,82

5

Molkerei Ammerland

1160

584

0,50

6

Uelzena

1007

382

0,38

7

Omira

1000

582

0,58

8

Zott (1)

852

754

0,89

9

Rücker (1)

800

435

0,54

10

Bayrische Milchindustrie

800

481

0,60

Mit der nun angekündigten Vertriebsgesellschaft mit DOC Kaas scheint einer weiteren Ausweitung des Exportmarktes der Hochwald GmbH nichts mehr im Wege zu stehen. In wieweit Vorzüge eines kombinierten Milchpools eventuell von Interesse sein könnten, ist unbekannt. Da sich die Produktsortimente der beiden Molkereien ergänzen, könnten Marktschwächen in einer Produktlinie (z.B. Käse) durch Übergaben der Rohmilchmengen in die andere Produktlinie (frische oder haltbare) ausgeglichen werden und somit Verluste umgangen werden.