DMK-Führung wirft hin!

Das größte deutsche Molkereiunternehmen, das Deutsches Milchkontor (DMK) verliert seine Frontmänner: Der langjährige Sprecher der Geschäftsführung, Josef Schwaiger, übergibt seine Position in der zweiten Jahreshälfte an Ingo Müller. Auch Otto Lattwesen will zum Jahresende als Vorsitzender des Aufsichtsrates zurücktreten.

Damit hat in dem Molkereiunternehmen wohl keiner gerechnet: Nach übereinstimmenden Presseberichten übergibt Josef Schwaiger (62) nach neun Jahren die Konzernführung des DMK im Laufe des zweiten Halbjahres an Ingo Müller (44). Müller ist beim DMK aktuell als Geschäftsführer für die Bereiche Ingredients, Landwirtschaft und Rohstoff zuständig. Schwaiger hat maßgeblich die Fusion im Jahr 2011 von Nordmilch (hier hatte er die Geschäftsführung inne) und Humana zum DMK begleitet.

Umsatz- und Ergebnisrückgang

Mueller

Ingo Müller wird neuer DMK-Chef. (Bildquelle: Elite Magazin)

Ob der Wechsel in der Konzernspitze von langer Hand geplant war, darf bezweifelt werden. Schwaiger hatte erst Anfang 2015 seinen Vertrag um fünf Jahre bis Ende 2019 verlängert. Der Molkereimanager sah sich bereits seit längerem massiver Kritik von Seiten seiner Genossen ausgesetzt. Schwaiger gelang es (ebenso wenig wie seinen Vorgängern), den Molkereikonzern in ruhige Fahrwasser zu lotsen. Jahr für Jahr sorgte das Unternehmen durch unterdurchschnittliche Milchpreise bei seinen Lieferanten für Unmut. Schweiger gelang es nicht, beim Auszahlungspreis mit den anderen europäischen Großmolkereien (u.a. FrieslandCampina, Arla Foods) gleichzuziehen. Im Gegenteil, in den letzten Monaten schien es, als hätte die europäische Konkurrenz das DMK in diesem Punkt endgültig abgehängt. Für jeden Cent Milchpreiserhöhung müsse der Konzern jedoch zunächst 80 Millionen Euro mehr verdienen, hatte Schwaiger kürzlich noch erklärt.
Zwar hat das Unternehmen laut Schwaiger die Einbrüche durch den Importstopp Russlands von 2014 durch wachsende Exporte inzwischen ausgeglichen, doch bei den Landwirten kam diese Entwicklung noch nicht an. Aktuell zahlt DMK 20,8 Cent aus,damit liegt der Konzern zwei bis drei Cent hinter seinen größten Konkurrenten.

2.000 Mitarbeiter mehr in fünf Jahren

Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2015 musste das DMK einen Umsatzrückgang von 5,3 auf 4,6 Milliarden Euro verschmerzen. Der Jahresüberschuss sank von 42 auf 13 Millionen Euro. Kritiker aus den Reihen der Landwirtschaft bemängeln, dass immer mehr falsch angepackt" werde. Das Deutsche Milchkontor mit Hauptsitz in Zeven (Niedersachsen) entstand 2011 durch die Fusion von Nordmilch und Humana. Nach den ersten fünf Jahren, seien jetzt alle unnötigen Doppelstrukturen bereinigt, erklärte unlängst erst DMK-Sprecher Cordes. „Alle Werke sind optimiert und spezialisiert.“ Dabei beschäftigte das frisch fusionierte DMK im Jahr 2011 an 24 Standorten rund 5.500 Mitarbeiter, heute sind jedoch 7.500 Mitarbeiter an 26 Standorten tätig, obwohl jetzt angeblich alle unnötigen Doppelstrukturen bereinigt sind. „Alle Werke sind optimiert und spezialisiert“, zitiert die agrarzeitung DMK-Sprecher Cordes. Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der Lieferanten von über 11.000 auf 8.300.
Offenbar aus Verärgerung über die Preis- und Unternehmspolitik des Konzerns haben inzwischen weitere rund 500 Milcherzeuger ihren Austritt aus der Genossenschaft verkündet. Andere wiederum machen innerhalb des Unternehmens mobil, sie wollen – entgegen dem Willen der Geschäftsführung – eine Gesellschaftversammlung einberufen. Sie bemängeln u.a. die aus ihrer Sicht ungenügende Kommunikation im Rahmen der jüngste Fusion mit dem holländischen Käsehersteller DOC Kaas.

Marktentwicklung: Verhaltener Optimismus

Noch zu Beginn der Woche zeigte sich DMK-Chef Schwaiger optimistisch. „Der internationale Milchmarkt wächst“, erklärte er am Dienstag in Bremen bei der Vorlage der Bilanz für 2015. „Hält diese Entwicklung so an, wird es im Laufe dieses Jahres eine Marktverbesserung geben.“
Unbeantwortet bleibt vor diesem Hintergrund die Frage, ob Schwaiger der permanenten Kritik am Unternehmen bzw. der der Unternehmensführung überdrüssig war oder aber ob er in Anbetracht der schwierigen wirtschaftlichen Lage seinen Hut nehmen musste? Oder hat die Personalie Schwaiger gar mit einer weiteren Personalentscheidung zu tun? So hat Otto Lattwesen, der (zweite) starke Mann in der DMK-Führung angekündigt, am Jahresende als Vorsitzender des Aufsichtsrates Aufsichtsrats zurückzutreten. Lattwesen hatte Schwaiger in den vergangenen Jahren immer wieder den Rücken gestärkt und vor sämtliche Anfeindungen aus den Reihen der Milcherzeuger an der DMK-Unternehmensführung geschützt.