Bundesregierung plädiert für moderne Lieferbeziehungen

Die Rohmilchlieferbedinungen müssen neu zwischen den Wirtschaftsbeteiligten definiert werden. Staatliche Vorgaben sind dabei nicht vorgesehen, zu uneinheitlich sind die Interessen der Milcherzeuger. Dies teilte der Parlamentarische Staatssekretär vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser, mit.

Auf Anfrage der grünen Bundestagsfraktion äußerte sich der Parlamentarische Staatssekretär vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser, erneut zu den geforderten strukturellen Veränderungen am Milchmarkt. Die bestehenden Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien zu modernisieren sei dabei entscheidend, um die Verhandlungsmacht der Milcherzeuger in dieser Beziehung zu stärken. Die Rohmilchlieferbedingungen müssen neu zwischen den Wirtschaftsbeteiligten definiert werden!
Staatliche Vorgaben sind demnach offenbar nicht von der Regierung vorgesehen, was auf Zustimmung in der Wissenschaft treffen dürfte. Der Kieler Agrarökonom Prof. Sebastian Hess sowie weitere Autoren erklärten in einem gemeinsamen Beitrag, dass eine allgemeine staatliche Lösung der regionalen Vielfalt an Strukturen und einzelbetrieblichen Interessen nicht gerecht werden könnte. Der Beitrag fußt auf eine bundesweite Milcherzeuger-Befragung.

Milcherzeuger-Befragung: Keine einheitliche Meinung für neue Lieferbeziehungen

Prof. Sebastian Hess und Julian Petersen vom Lehrstuhl für Ökonomie der Milch- und Ernährungswirtschaft am Institut für Agrarökonomie der Universität Kiel sowie Dr. Gerhard Dorfner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) haben einen Beitrag zu den Ergebnissen einer Befragung von Landwirten zur Gegenwart und Zukunft der Milch-Lieferbeziehungen veröffentlicht. Die Ergebnisse der Befragung:
  • Keine Einheit: Unter den Milcherzeugern in Deutschland besteht kein einheitliches Meinungsbild hinsichtlich einer möglichen Neugestaltung der genossenschaftlichen Lieferbeziehungen.
  • Pro altes System: Insbesondere kleinere, mittlere und möglicherweise wachstumswillige Betriebe favorisieren das typische genossenschaftliche Liefermodell mit Andienungs- und Abnahmepflicht, Rückvergütung und 24 Monaten Kündigungsfrist.
  • Contra altes System: Demgegenüber sprechen sich vor allem größere Betriebe für eine alternative Gestaltung der Lieferbeziehungen aus. Diese Betriebe seien bestrebt, durch Vertragslösungen mit fester Mengenbindung bessere Konditionen zu erreichen. Wird darauf nicht langfristig reagiert, könnte sich durch Abwanderung dieser Mitglieder ein Wettbewerbsnachteil für Genossenschafts-Molkereien ergeben, erklärten die Wissenschaftler dazu.
  • Vertragslaufzeiten: Kein einheitliches Bild gab es zudem im Hinblick auf die Laufzeiten der Verträge. Der Wunsch nach kürzeren Kündigungsfristen ist unterdurchschnittlich ausgeprägt in Regionen, in denen die Fristen ohnehin vergleichsweise kurz sind, aber auch in Gebieten mit einer größeren Vielfalt in den aktuellen Lieferbeziehungen.
  • Gründe Molkereiwechsel: Als wesentlichen Grund für einen Molkereiwechsel wurde der Auszahlungspreis sowie das Vertrauen in die jeweilige Molkereiführung identifiziert.

Ausgewertet wurden die Antworten von 769 Milcherzeugern in den Regionen Nordwest, Ost und Süd. Die betreffenden Landwirte repräsentieren rund 1,1 % der deutschen Milchviehhalter und 3,7 % der Milchmenge.
eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
  • Keine Einheit: Unter den Milcherzeugern in Deutschland besteht kein einheitliches Meinungsbild hinsichtlich einer möglichen Neugestaltung der genossenschaftlichen Lieferbeziehungen.
  • Pro altes System: Insbesondere kleinere, mittlere und möglicherweise wachstumswillige Betriebe favorisieren das typische genossenschaftliche Liefermodell mit Andienungs- und Abnahmepflicht, Rückvergütung und 24 Monaten Kündigungsfrist.
  • Contra altes System: Demgegenüber sprechen sich vor allem größere Betriebe für eine alternative Gestaltung der Lieferbeziehungen aus. Diese Betriebe seien bestrebt, durch Vertragslösungen mit fester Mengenbindung bessere Konditionen zu erreichen. Wird darauf nicht langfristig reagiert, könnte sich durch Abwanderung dieser Mitglieder ein Wettbewerbsnachteil für Genossenschafts-Molkereien ergeben, erklärten die Wissenschaftler dazu.
  • Vertragslaufzeiten: Kein einheitliches Bild gab es zudem im Hinblick auf die Laufzeiten der Verträge. Der Wunsch nach kürzeren Kündigungsfristen ist unterdurchschnittlich ausgeprägt in Regionen, in denen die Fristen ohnehin vergleichsweise kurz sind, aber auch in Gebieten mit einer größeren Vielfalt in den aktuellen Lieferbeziehungen.
  • Gründe Molkereiwechsel: Als wesentlichen Grund für einen Molkereiwechsel wurde der Auszahlungspreis sowie das Vertrauen in die jeweilige Molkereiführung identifiziert.

Sinnvolle Maßnahmen für neue Lieferverträge

Als sinnvollen Weiterentwicklungen in den Milch-Lieferbeziehungen sehen die Wissenschaftler, aus agrarökonomischer Sicht, folgende Punkte an:

  • eine Verbesserung der molkereiinternen Mengenplanung
  • wirksamere Möglichkeiten zur Absicherung einzelbetrieblicher Risiken
  • sowie eine verbesserte Weitergabe von Grenzverwertungen der Rohmilch an die Erzeuger. Etwa durch Informationen über Spotmarktpreise für Mengen, die an anderen Molkereien weiterverkauft werden.

Die wissenschaftlichen Autoren räumen allerdings ein, dass es für genossenschaftlich organisierte Molkereien aufgrund des Mitbestimmungsprinzips und der meist asymmetrischen Verteilung zwischen Stimmen und Milchmenge schwierig sei, die Lieferbeziehungen weiter zu entwickeln. Folgen davon könnten zunehmende Konflikte sein, weil Genossenschaften einerseits Mehrheitsbeschlüsse ihrer Mitgliederversammlungen folgen müssten, andererseits jedoch ihre größten Milchlieferanten mit diesen Beschlüssen möglicherweise unzufrieden seien. Daher stelle eine Neugestaltung der Lieferbeziehungen eine besondere Herausforderung für die haupt- und ehrenamtlichen Molkereileitungen dar.
  • eine Verbesserung der molkereiinternen Mengenplanung
  • wirksamere Möglichkeiten zur Absicherung einzelbetrieblicher Risiken
  • sowie eine verbesserte Weitergabe von Grenzverwertungen der Rohmilch an die Erzeuger. Etwa durch Informationen über Spotmarktpreise für Mengen, die an anderen Molkereien weiterverkauft werden.

Strukturelle Änderungen im Hinblick auf die nächste Krise unerlässlich

Für die Bundesregierung habe die jüngste Milchpreiskrise gezeigt, dass eine uneingeschränkte Anlieferungspflicht der Milcherzeuger in Verbindung mit der Annahmepflicht der Molkereien prozyklisch wirken und damit die Abwärtsentwicklung der Erzeugerpreise verstärken könne. „Ohne strukturelle Konsequenzen kann einer Weltmarktlage mit sehr niedrigen Milchpreisen nicht adäquat begegnet werden“, stellt die Bundesregierung fest. Hoffnung setzt sie in die von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt initiierten Milchstrukturgespräche und der Bildung einer Branchenorganisation Milch. In letzterer sieht die Regierung auch einen Weg um Standardverträge für den Verkauf von Rohmilch auszuarbeiten.
Quelle: AgE
Bearbeitet: Berkemeier