Milchmarkt

Bis zum Sommer dürfen wir weiter hoffen …

Eine Trendwende an den Milchmärkten (auch bei den Milchpreisen), dürfte sich erst im Sommer einstellen. Erst Mitte des Jahres ist wieder mit einer leicht steigenden Milchproduktion zu rechnen. Am stärksten zulegen dürfte das Milchaufkommen in den USA.

In der EU ist die im Jahr 2016 gemolkene Milchmenge um 0,6% angestiegen, umgerechnet um 800.000 Tonnen Milch. Die Mitgliedstaaten, die am stärksten zu diesem Anstieg beigetragen haben, sind die Niederlande, Irland, Italien, Deutschland, Polen und Dänemark.
Für das laufende Jahr rechnet die EU-Kommission in Europa mit einer leicht steigenden Milchproduktion, während in den USA weiterhin ein starkes Wachstum erwartet wird, dürfte in Ozeanien das Milchaufkommen sinken.

In Deutschland, Österreich und Italien weniger Milch

In Deutschland und in Österreich bewegten sich die Anlieferungsmengen im Durchschnitt 2016 knapp leicht unter dem Niveau von 2015. Aktuell wird die Vorjahresanlieferung in beiden Ländern unterschritten. In Frankreich, nach Deutschland dem größten Milcherzeuger in der EU, wurde 2016 das Vorjahresniveau (2015) um 2,4 % unterschritten. Derzeit sind keine Anzeichen für eine stabile Trendwende zu erkennen. Auch in Italien, wo in 2016 das Milchaufkommen um 2,2 Prozent zulegte, wird den Molkereien aktuell deutlich weniger Milch (- 5 %) angedient.

In den Niederlande und in Großbritannien verschwinden Kühe

In den Niederlanden, wo in 2016 noch ein Plus von 7,2 Prozent zu verzeichnen war, scheint das Milchaufkommen derzeit stabil, es dürft nicht zuletzt auch wegen der Problematik der Phosphat-Beschränkung zu keinem weiteren Wachstum mehr  kommen. Im Gegenteil, für die zweite Jahreshälfte erwarten viele Marktbeobachter eine deutlich Reduzierung der Rinder- und Kuhbestände.
Ähnlich stellt sich die Situation im vereinigten Königreich dar, wo die Milchanlieferung 2016 gesunken ist. Sie war im Tagesdurchschnitt um 4,5 % niedriger als im Vorjahr. Mit 14,55 Mio. t fiel sie auf den tiefsten Stand seit 2013. Vieles spricht dafür, dass sich die Milchproduktion hier eindeutig auf dem Rückzug befindet. Auch in Irland sinkt aktuell das Milchaufkommen, allerdings dürfte es sich hier nur um eine witterungsbedingte Delle handeln. In 2016 ist die Milchanlieferung in Irland weiter gestiegen. Mit 6,9 Mio. Tonnen wurde der historische Höchststand des Vorjahres im Tagesdurchschnitt um 4,1 Prozent übertroffen. Ein ähnliches Wachstum strebt die irische Milchbranche auch für 2017 an. Betrachtet man die größeren Milcherzeuger in der EU, so fällt auf, dass mehr Mich aktuell nur in Polen angeliefert (+ 2,3 Prozent) wird.
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In 2016 erfasste Milchmengen im Vergleich zu 2015 (Mio. t). Quelle: EU (Bildquelle: Elite Magazin)

US-Milcherzeuger ermolken 2016 neuen Allzeitrekord

Im vergangenen Jahr legte die Milcherzeugung in den USA gegenüber dem Vorjahr im Tagesdurchschnitt um 1,6 % auf 96,4 Mio. Tonnen zu. Damit wurde ein neuer Allzeitrekord erreicht. Die Milchmenge ist in den USA seit Beginn des Jahrtausends nahezu kontinuierlich angestiegen. Für das laufende Jahr rechnet das Landwirtschaftsministerium USDA mit einem Plus von zwei Prozent. Für diese Prognose sprechen auch die geringeren Schlachtzahlen von Milchkühen in den USA. In 2016 wurden in den USA 2,9 Mio. Milchkühe geschlachtet, sie fielen rund ein Prozent niedriger aus als im Vorjahr.
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Quelle: EU (Bildquelle: Elite Magazin)

Kanada: Mehr Milch angeliefert

Die kanadischen Erzeuger lieferten trotz Milchquotensystem am Jahresende 2016 rund 4,8 Prozent mehr Milch an die Molkereien. Der Saisonverlauf war zudem von deutlich geringeren Schwankungen geprägt als noch in 2015. Im Zeitraum Januar bis November 2016 summierte sich die Milchanlieferung auf 7,96 Mio. t und war damit im Tagesdurchschnitt um 3,2 % umfangreicher als im Vorjahreszeitraum.

Neuseeland: Mehr Kühe, weniger Milch

In Neuseeland rechnen die Experten des europäischen Milk Market Observatory Economic Board für 2017 mit geringfügig sinkenden bzw. maximal einer konstanten Milchmenge. Begrenzende Faktoren könnten das Wetter und die weitere Preisentwicklung sein. Die Milcherzeugung in Neuseeland war 2016 mit 21,2 Mio. Tonnen im Tagesdurchschnitt um zwei Prozent niedriger als im Vorjahr. Dies war der zweite Rückgang in einem Kalenderjahr in Folge. Im Dezember 2016 wurde das Vorjahresniveau um 2,7 % unterschritten (Oktober 2016: - 5,5 %). Nachdem es im November vor allem auf der Nordinsel zu nass war, nehmen inzwischen die Anzeichen von Trockenheit ebenfalls vor allem auf der Nordinsel zu, was ein geringeres Milchaufkommen erwarten lässt. Allerdings ist der Kuhbestand wieder gestiegen. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Amtes wurden am 30. Juni 2016 rund 5,1 Mio. Milchkühe gezählt und damit 1,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
In Australien wird für das im Juni endende Wirtschaftsjahr mit einem Minus von fünf Prozent gerechnet, was die Exportmöglichkeiten beschränkt. In Australien wird für das im Juni endende Wirtschaftsjahr mit einem Minus von 5 % gerechnet, was die Exportmöglichkeiten beschränkt.

Trendwende im Sommer?

Die Experten der EU-Kommission gehen davon aus, dass die anziehenden Erzeugerpreise die Milchproduktion in Europa stimulieren werden, sodass am Ende des Jahres 2017 ein Zuwachs von 0,5 Prozent stehen könnte. Zwar werde im ersten Halbjahr die Milchproduktion noch unter der Vorjahreslinie liegen, im kommenden Sommer könnte dieser Trend jedoch gebrochen werden. Deshalb ist  in 2017 bei den Milcherzeugerpreisen zunächst mit stabilen bis leicht steigenden Preisen zu rechnen. Dieser vorsichtige Optimismus gründet sich auf auf den über den Jahreswechsel saisonal ungewöhnlich stabilen Produktmärkten. Ausschlaggebend hierfür ist vor allem das niedrige Rohstoffaufkommen in der Europäischen Union, das seit Juni 2016 zunehmend unter das Vorjahresniveau gerutscht ist. Das hat dazu geführt, dass die Preise für Butter, Cheddar, Voll- und Magermilchpulver am Weltmarkt seit 2014 nahezu durchgängig gefallen sind, ab Mitte 2016 für diese Produkte wieder zulegen konnten.
Milchpreise

Quelle: EU (Bildquelle: Elite Magazin)

Quelle: AMI, ZMB, EU, USDA
Autor: Gregor Veauthier