BDM übergibt Brandbrief an den Agrarminister

Fünf Betriebsleiter von sogenannten Zukunftsbetrieben (400 bis 1.050 Kühe) sind eigens nach Berlin gereist, um im Landwirtschaftsministerium von ihrem Alltag in der Krise zu berichten, deren Ende bisher nicht in Sicht ist.

Berlin, 2. Juli 2015: „Die Bunderegierung soll sich überlegen, ob in Deutschland in Zukunft noch Milch produziert werden soll.“ So lautet die drastische Forderung eines aufgebrachten Milcherzeugers bei der heutigen Pressekonferenz des  Bundesverbandes Deutscher Milchkuhhalter (BDM) in Berlin. Beim BDM versteht man nicht, warum sich die Politik nicht eindeutiger pro Landwirtschaft positioniert. Nach dem Wegfall der Milchquote gilt jetzt auch für deutsche Milchkuhhalter der Weltmilchmarkt-Preis. Gleichzeitig gelten in Deutschland jedoch die höchsten Tierwohlstandards und Umweltauflagen in Europa, doch die lassen sich mit einem derzeitigen Milchpreis von unter 30 Cent nicht bezahlen. „Berlin ignoriert die Marktrealität,“ so der BDM-Sprecher Hans Foldenhauer.
Fünf Betriebsleiter von sogenannten Zukunftsbetrieben (400 bis 1.050 Kühe) aus den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg waren eigens nach Berlin gekommen, um von ihrem Alltag in der Krise zu berichten, deren Ende bisher nicht in Sicht ist.
30 % weniger Milchgeld
Die Betriebsleiter berichten von Mindereinnahmen zwischen 230.000 bis 1,1 Mio. Euro /Jahr je nach Betriebsgröße. Sie sind gezwungen Kosten zu reduzieren, Investitionen zu stoppen. Teilweise werden Altkühe verkauft, um Gehälter zu zahlen. Es gibt Zahlungsverzug bei Lohnunternehmern, Futtermittellieferanten und Tierarztrechnungen. Die Lage ist ernst und die Stimmung in den milchproduzierenden Betrieben schlecht.
Das führte zum Verfassen des Brandbriefes und der heutige Übergabe an den Staatssekretär Peter Bleser. Der Staatssekretär im Landwirtschaftsministeriums stammt selbst von einem Milchkuhbetrieb und zeigte viel Verständnis für die Wut der Landwirte, konnte oder wollte aber vor Ort Nichts versprechen.
Das sind die BDM-Forderungen
Der BDM hat mehrere politische Lösungsvorschläge zur schnellen Beendigung der Milchmarktkrise erarbeitet. Konkret:
Sofortmaßnahmen:
  1. Zeitlich befristete Deckelung der EU-Milchanlieferung
  2. Europaweite, freiwillige Produktionsstilllegung gegen finanzielle Vergütung
  3. Befristete Anhebung des Interventionspreisniveaus auf deutlich über 30 Cent

  1. Zeitlich befristete Deckelung der EU-Milchanlieferung
  2. Europaweite, freiwillige Produktionsstilllegung gegen finanzielle Vergütung
  3. Befristete Anhebung des Interventionspreisniveaus auf deutlich über 30 Cent

Langfristige Ziele:
Schaffung eines tragfähigen Marktkrisenmanagements beispielsweise durch Vorgabe von Vertragsvereinbarungen über Preis und Mengen im Genossenschaftsbereich.
Angesichts der großen finanziellen Verluste haben laut BDM viele Betriebsleiter kein Verständnis dafür, dass sie weiterhin nur auf bessere Marktzeiten vertröstet werden. Zu viel stehe auf dem Spiel für die Milchkuhhalter und den ländlichen Raum.
BDM_Milchtrucks

Mit zwei Milchsammelwagen vor dem Agrarministerium in Berlin wollte der BDM die Öffentlichkeit auf die desolate Lage der Milcherzeuger aufmerksam machen. Foto: Tischer (Bildquelle: Elite Magazin)