Am Jahresende zu wenig Milch?

Inzwischen gibt es erste Hoffnungsschimmer auf eine Marktwende. Offenbar kommen die Milchpreise nun langsam auf ein Niveau, das die variablen Kosten der Erzeugung nicht mehr deckt, so dass die Produktion eingeschränkt wird.

Wie am Rande der Jahrestagung des Verbandes der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft in München zu erfahren war, ist das Wachstum der Milchanlieferung im deutschen Norden weitgehend auf Null gesunken. DMK-Geschäftsführer Dr. Josef Schwaiger sprach auf der VBPM-Tagung bereits davon, dass sich manche Molkereien zum Jahreswechsel möglicherweise über zu wenig Rohstoffanfuhr beklagen werden. In der Branche mehren sich die Anzeichen, dass der Druck auf der Rohstoffseite, der die Markterlöse in den vergangenen 15 Monaten geradezu abstürzen ließ, so langsam aus dem Kessel entweicht.
Laut der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) zeigen sich beim Milchaufkommen in Deutschland rückläufige Tendenzen. Der Vorsprung gegenüber dem Vorjahr liegt derzeit nur noch bei 0,6 %, Tendenz weiter abnehmend. Von einer rückläufigen Entwicklung wird auch aus den Niederlanden berichtet. Hier wurden in den vergangenen Wochen zudem deutlich mehr Schlachtkühe vermarktet.
Noch im Januar und Februar entfielen die umfangreichsten Mengenanstiege mit 370.600 t auf die Niederlande und Deutschland mit 293.400 t. Mit deutlichem Abstand folgen Polen mit 165.000 t und Irland mit 121.100 t. In Irland war dabei das relative Wachstum mit rund 33 % im Vorjahresvergleich in der Gemeinschaft am stärksten ausgeprägt. Daneben waren zweistellige Zuwachsraten auch in Tschechien zu verzeichnen.
Dagegen zeigte sich eine Verlangsamung des Anstieges im Vereinigten Königreich, Dänemark, Italien, Griechenland und Frankreich. In Kroatien, Portugal und Finnland lagen die Mengen zuletzt sogar unter dem Vorjahresniveau.

Eine Partnerschaft mit dem Handel wird es nicht geben!

Schwaiger wies darauf hin, dass 2014 die Milcherzeuger weltweit rund 6,0 Mrd. kg mehr Milch gemolken haben. Diese Menge entspricht etwa 40 % des gesamten Wachstums der Milchmenge der letzten fünf Jahre. Diese Menge müsse erstmal vom Markt aufgenommen werden, bevor die Branche höhere Preise durchzusetzen könne. Eine immer wieder geforderte Partnerschaft zwischen Handel und Milchwirtschaft kann es nicht geben, fuhr Schwaiger fort. Der Handel kenne die Marktentwicklung möglicherweise noch besser als die Hersteller und stehe mit seinen Mitbewerbern in harter Konkurrenz. Hofmeister ergänzte dies mit der Bemerkung, dass der Preis an sich den Handel nicht interessiert, sondern der Abstand zu den anderen Ketten zählt.

Hausaufgaben machen – Exportmärkte entwickeln

Der Göttinger Agrarökonom Prof. Bernhard Brümmer ermahmte die Akteure der Milchbranche, ihre Hausaufgaben zu machen: Die Exportmärkte weiter zu entwickeln und zukunftsfähige Strukturen zu schaffen! 95 Prozent des bis zum Jahr 2050 zu erwartenden Einkommenszuwachses werden nicht in Europa stattfinden, so Brümmer. Die Märkte der Zukunft liegen aufgrund von Bevölkerungswachstum und Einkommensentwicklung vor allem in Südostasien. China werde noch zehn bis 15 Jahre ein wichtiger Markt bleiben, dann in der Absatzbedeutung aber von anderen Ländern in der Region abgelöst, erklärte der Ökonom. In Afrika wird sich die Bevölkerungszahl zwar bis 2050 verdoppeln, ob dort dann aber ausreichend Kaufkraft herrschen wird, kann heute allerdings noch nicht vorhergesagt werden.
Dr. Josef Schwaiger wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass FrieslandCampina bereits seit 60 Jahren und Arla Foods seit 40 Jahren internationale Präsenz aufbauen, der hohe Selbstversorgungsgrad beider Länder habe die Unternehmen dazu gezwungen. Die deutsche Milchwirtschaft habe es in der Vergangenheit hingegen nicht nötig gehabt, einen schlagkräftigen Export auszubauen, jetzt müsse sie dies nachholen, so Schwaiger.
Quelle: Molkereiindustrie / AMI