Israel

12.000 Liter für das Kollektiv

Anlässlich einer Pressereise nach Israel besuchte Elite den Milchviehbetrieb der Kibbutz Mishmar Haemek. In dieser „Kollektivsiedlung“ wohnen rund 1.000 Menschen, die Arbeit und Besitz teilen. Auch ein Milchviehbetrieb gehört zu der Gemeinschaft. Der neue Stall mit Komposteinstreu, Melkrobotern, steuerbaren Dachöffnungen und Beregnungsanlagen schafft trotz subtropischem Klima die Voraussetzung für eine hohe Leistung der 220 Kühe (inkl. Bildergalerie).

Rund 2 % der israelischen Bevölkerung leben in einem sog. Kibbutz. Das sind Kollektivsiedlungen, mit der Betonung auf Gleichheit und Gemeinschaft. Jeder und jede soll „nach seinen Möglichkeiten geben und gemäß seinen Bedürfnissen erhalten“. Das bedeutet, Entscheidungen werden in der Versammlung basisdemokratisch getroffen, jedes Mitglied hat eine Stimme. Die Mitglieder besitzen kein Eigentum und bringen ihre Arbeitsleistung unentgeltlich für das Kollektiv ein. Im Gegenzug garantiert der Kibbutz eine Wohnung, Voll-Verpflegung und medizinische Versorgung. Sogar Kindergärten, Altenheime und ein gemeinsamer Auto-Park stehen den Mitgliedern zur Verfügung. Die Gleichberechtigung umfasst auch eine Rotation in allen wichtigen Ämtern und bei der Besetzung der Arbeitsplätze.
Kibbutz

(Bildquelle: Elite Magazin)

Viele Innovationen, u.a. das „Edge-to-Edge“-System (von Ecke zu Ecke),  machte TAMA zum Marktführer. Durch eine spezielle Webung ziehen sich die Netze unter Belastung nicht zusammen und bedecken so die komplette Breite des Ballens. Zudem ist es TAMA nun erstmals gelungen auf einer Netzrolle 4.500 m Netzlänge aufzurollen (bisher 4.200 m). Grund ist ein geringeres Gewicht bei einer besseren Stärke des Netzes.
Rundballen

(Bildquelle: Elite Magazin)

Viele Innovationen, u.a. das „Edge-to-Edge“-System (von Ecke zu Ecke),  machte TAMA zum Marktführer. Durch eine spezielle Webung ziehen sich die Netze unter Belastung nicht zusammen und bedecken so die komplette Breite des Ballens. Zudem ist es TAMA nun erstmals gelungen auf einer Netzrolle 4.500 m Netzlänge aufzurollen (bisher 4.200 m). Grund ist ein geringeres Gewicht bei einer besseren Stärke des Netzes.

Millionen-Investition in neuen Kuhstall

Der Milchviehbetrieb ist eine weitere Einnahmequelle der Kibbutz. 2005 wurde in einen neuen Kompoststall investiert, nachdem steigende Wasserschutzauflagen den Stallneubau erforderten. Rund 8 Mio. Schekel (umgerechnet 1,6 Mio. Euro) kostete der Neubau, 1 Mio. Schekel davon wurden vom Land Israel für den umweltgerechten Bau gefördert.  
Die 220 Kühe stehen aufgeteilt in vier Gruppen und werden jeweils von einem Melkroboter (Lely A1) gemolken (ca. 53 Kühe/AMS). In ganz Israel laufen nur ca. 55 Roboter, zumeist auf Familienbetrieben. Mit einer Milchleistung von gut 12.000 kg Milch in rund 310 Laktationstagen haben die Milchkühe der Kibbutz Mishmar Haemek derzeit die höchste Milchleistung der AMS-Betriebe in Israel.
Milchviehstall

(Bildquelle: Elite Magazin)

Der Milchpreis liegt bei rund 40 Ct/kg und wird jährlich neu an die Bedingungen der Betriebe (Futterkosten, Lohnkosten etc.) angepasst. Waren keine einschneidenden Vorkommnisse wie z.B. eine Dürre, sinkt der Preis jährlich um 2 %, da von einer steigenden Effizienz der Betriebe ausgegangen wird. Wie auch in Europa gibt es Zuschläge für hohe Inhaltsstoffe und gute Qualität (Standard sind 3,7 % Fett und 3,3 % Eiweiß, 220.000 Zellen/ml).
Der israelische Milchmarkt unterliegt einer Quotierung. Die Quote ist allerdings nicht handelbar. Wenn allerdings ein Betrieb aufhört, darf ein anderer Milchviehbetrieb die Quote kaufen. Allerdings muss der Käufer in etwas die gleiche Betriebsgröße wie der Verkäufer aufweisen, d.h. eine große Dairy-Farm, wie z.B. der Michviehbetrieb der Kibbutz, darf keine Quote eines Familienbetriebs erwerben.

Hoher Kraftfuttereinsatz

Kraftfutterstation

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die durchschnittliche Nutzungsdauer der israelischen Kühe liegt bei 2,7 Laktationen, die Remontierung bei 30 %. Hauptabgangsursache sei, wie Herdenchef Doron Shallem berichtet, nicht etwa Stoffwechsel oder Fruchtbarkeit, sondern, dass der Roboter die Euter der Kühe nicht mehr melken könne. Durchschnittlich 3,2 Melkungen pro Tag erreicht der Roboter. Angelockt werden die Kühe durch hohe Kraftfuttermengen von bis zu 8 kg. Da die meisten Hochleistungskühe diese Mengen am AMS gar nicht fressen können, ist in jeder Gruppe eine zusätzliche Kraftfutterstation installiert.
Juno

(Bildquelle: Elite Magazin)

Am Futtertrog wird den Kühen eine TMR - basierend auf Weizen-Ganzpflanzensilage und Maissilage - vorgelegt, die auf 35 l Milch ausgelegt ist. Das besondere daran ist, dass der Milchviehbetrieb über keinerlei Futtermittel selbst verfügt. Die komplette Fütterung (inkl. Futterbergung) übernehmen Futter-Firmen. Wer das beste Angebot abgibt, erhält die Rationen des Milchviehbetriebs und füttert gemäß den Vorgaben einmal täglich alle Kühe. Ein Lely Juno übernimmt das Nachschieben am Futtertisch.
Ausgestattet mit dieser Technik benötigt der Milchviehbetrieb lediglich fünf AK, die fast ausschließlich der Kibbutz angehörig sind. Auch die Brunstbeobachtung ist über Pedometer automatisiert. Alle sieben Minuten senden die Geräte am Fuß der Kühe die Aktivitätsdaten an eine Antenne in der Stallmitte (300 m Radius). Einmal täglich kommt der Besamer. Die Trächtigkeitsrate liegt bei 43 % (Erstlaktierende 40 %), der Besamungsindex durchschnittlich bei 2,2. Alle Kühe ab der 2. Laktation werden nach einer Rastzeit von 60 Tagen wieder besamt, die Erstlaktierenden haben etwas mehr Zeit für die Regeneration (Rastzeit 90 Tage).

Seit sieben Jahren nicht ausgemistet

Die Kühe werden wenig arbeitsintensiv auf großen Liegeflächen (20m2/Kuh) gehalten, die weder eingestreut, noch ausgemistet werden. Lediglich einmal täglich wird das Material mit einer Egge eingeebnet. Das warme, trockene Klima sorgt für trockenen, weichen Liegekomfort. Sollte es allerdings in den feuchteren Wintermonaten einmal zu nass werden, wird kurzfristig mit recyceltem Papiergranulat drübergestreut. Am Futtergang ist eine Schieberentmistung installiert. Die Gülle wird einmal pro Woche mit Feststoffen gemischt und auf einer Mistplatte gelagert, bis der Dung auf die Felder ausgebracht wird.
Dachöffnung

(Bildquelle: Elite Magazin)

Wenn im August und September neben den heißen Temperaturen von über 40°C die Luftfeuchtigkeit am höchsten ist, sorgen ein steuerbares Dach und Sprenkleranlagen für Abkühlung der Kühe. Über einen einfachen Seilzug kann das Blechdach (vorwiegend abends, nachts und früh morgens) geöffnet und so Hitzestress vorgebeugt werden. „Trotzdem geben die Kühe in diesen Monaten bis zu 6 Liter weniger Milch“, berichtet Shallem.
Das kann der Milchviehbetrieb verschmerzen, denn schließlich werden pro Liter Milch 25 % Gewinn erwirtschaftet (abzüglich der Abschreibung des Stallbaus). Das Geld fließt zurück in die Gemeinschaftskasse der Kibbutz.