Tränken

Ohne Wasser keine Milch

Schale, Trogtränke oder Kipptränke? Die Auswahl verschiedener Tränkesysteme ist groß. Die Unterschiede liegen im Wassernachlauf, bei der Ventilart und der Reinigungsmöglichkeit.

Wasser ist das wichtigste Futtermittel. Der Wasserbedarf einer Hochleistungsmilchkuh kann bis zu 170 Liter pro Tag betragen. Wassermangel kann schnell zum leistungsbegrenzenden Faktor werden und bedingt auch die Futteraufnahme. Bei mangelnder Wasseraufnahme sinkt die Milchleistung um bis zu 30%. Im Durchschnitt saufen Kühe fünf bis acht Liter Wasser in der Minute. Die Wasseraufnahme kann jedoch auch auf bis zu 25 Liter in der Minute ansteigen. Nach dem Melken und der Futteraufnahme ist der Wasserbedarf der Kühe am größten.

Welche Tränke passt?

Kühe nehmen Wasser am liebsten dort auf, wo sie ihr Flotzmaul ungehindert eintauchen können. Mehrplatztränken weisen eine große freie Wasserfläche auf und eignen sich daher für den Einsatz im Kuhstall. Damit alle Kühe genügend Wasser aufnehmen können und das auch in kurzer Zeit, muss das Wasser zudem in ausreichender Menge nachlaufen. Der vorherrschende Leitungsdruck sowie der Durchmesser der Rohrleitungen beeinflussen die Höhe des Wassernachlaufs. Je Tränke sollte der Durchfluss bei mindestens 10 bis 15 Liter pro Minute liegen.

Der Wasserzulauf in die Tränke wird über Schwimmer, mechanisch gesteuerte Ventile oder elektronische Sensoren gesteuert. Beim Einsatz von Schwimmern, meist bei Trogtränken oder Tränkewannen, können Kühe das vorrätige Wasser frei aufnehmen. Beim Einsatz von Einplatztränken sollte der Wassernachlauf möglichst hoch sein (mindestens zehn Liter pro Minute). Denn im Gegensatz zu Mehrplatztränken ist der Vorrat bei Einplatztränken nur gering.

Tipp: Mithilfe von Litermaß und Stoppuhr kann man den Wassernachlauf pro Minute messen!

Tränken richtig anbringen

Im Stall sollten die Tränken so anbracht sein, sodass die Kühe jederzeit eine hohe Wasseraufnahme erreichen können. Es gelten folgende Faustzahlen:

  • Immer mindestens zwei Tränkeeinrichtungen pro Tiergruppe anbieten (das ist auch in kleinen Gruppen wie z.B. Trockenstehern zu empfehlen);
  • ein Wassertrog für max. 20 Kühe;
  • eine Tränketroglänge von mindestens 10 cm/Kuh;
  • der Trogrand soll sich 70 bis 85 cm über der Standfläche befinden;
  • eine Wassertiefe von mindestens 15 cm;
  • Tränken nahe des Melkbereichs und in Reichweite des Futtertisches anordnen (nicht weiter als 15 m vom Futtertisch entfernt).
  • Bereich um die Tränke großzügig gestalten (mindestens 3 m freier Raum), um den Kuhverkehr nicht zu stören (v.a. auf Quergängen).
  • Tränken in Sackgassen vermeiden.
  • AMS: zwischen Roboterausgang und Tränke etwa 5 bis 7 m Platz lassen, damit der Bereich um den Roboter nicht von saufenden Kühen blockiert wird.
  • Hygiene: Ein Betonsockel (ca. 20 cm hoch) rund um bodenständige Tränken verhindert das Reinkoten. Bei Tränkewannen kann eine Bügelvorrichtung das „Reinsteigen“ und Verschmutzen verhindern.

Edelstahl oder Kunststoff?

Das Material der Tränke nimmt direkten Einfluss auf die Hygiene. Stalltränken bestehen meist aus Edelstahl oder Polyethylen (Kunststoff). Edelstahl ist leichter zu reinigen und auf Dauer hygienischer als Kunststoff. Denn: Kunststofff weist eine rauere Oberfläche auf, an der sich mit der Zeit Schmutz festsetzen kann. Dagegen haben doppelwandige Tränken aus Kunststoff eine bessere Wärmeisolation, sodass bei diesen Tränken keine weitere Beheizung notwendig ist.

Tränken aus Edelstahl können im Winter mit Heizleitungen unter oder in den Tränken beheizt werden. Manche Hersteller bieten eine extra Heizung für Ventile oder sogenannte Tropfventile an, die bei Schwimmerventilen eingesetzt werden. Bei Kälte läuft permanent Wasser über den Schwimmeranschluss, damit dieser nicht einfriert. Das Wasser in der Zuleitung bleibt ständig in Bewegung. Der Anschluss an eine Ringleitung mit Heizapparat und Umwälzpumpe ist ebenfalls möglich. Dann sind die Leitungen im Stall als Kreislauf verlegt und das Wasser wird durchgehend nachgeheizt. Um im Winter große Eisflächen vor der Tränke zu verhindern, sollte ein Abflussrohr von der Tränke in die Ableitung der Hofentwässerung oder direkt in den Güllekanal verlegt werden.

Regelmäßig reinigen!

Kühe schmecken und riechen, wenn das Wasser verschmutzt ist. Deshalb und um zu verhindern, dass sich in Tränken und Wasserleitungen ein Biofilm bildet, ist eine regelmäßige Reinigung wichtig. Im Winter sollten die Tränken mindestens zweimal wöchentlich, im Sommer täglich mit einer Bürste gesäubert werden. Bei den meisten Tränkesystemen erfolgt die Reinigung über Ablaufstöpsel. Bei Tränken mit Kippvorrichtung kann das Wasser direkt nach vorne ausgeschüttet werden. Hier ist ein Gitterrost oder Spaltenboden hilfreich, damit das Wasser schnell abfließen kann. Schwimmer- und Balltränken sind besonders anfällig für Verschmutzungen.

Zu keimhaltiges Wasser verursacht erhöhte Zellzahlen, (euter-)kranke Kühe und weniger Milch. Die Wasserdesinfektion kann ein Lösungsansatz sein. 

Nehmen bereits neugeborene Kälber reines Wasser aus einem Eimer oder einer Schale auf, fördert das langfristig ihre körperliche Entwicklung.


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