„Konflikte austragen bevor sie zerstörerisch werden“

Volker Willnow (Landwirtschaftliche Familienberatung des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg e.V.) berät Familien während der Hofübergabe.
Sind Rangkämpfe ein natürlicher Prozess zwischen dem scheidenden Betriebsleiter und seinem Nachfolger?
Willnow: Konflikte lassen sich nicht vermeiden. Vielmehr geht es darum, Konflikte rechtzeitig anzusprechen und sie kreativ und konstruktiv zu bearbeiten, bevor sie zerstörerisch werden. Zerstörerisch sind Konflikte dann, wenn sie nicht ausgetragen werden. Dabei kann es eine große Hilfe sein, außenstehende Beratung in Anspruch zu nehmen. Gerade die Hofübergabe ist ein Arbeitsfeld, im dem oft mit relativ geringem Aufwand eine hoher Ertrag an Verständnis und Kompromiss erreicht werden kann.
Wie schätzen Sie die räumliche Trennung der beiden Generationen ein? Worauf kommt es außerdem an?
Willnow: Eine räumliche Trennung zwischen Übergeber und Übernehmer halte ich für sehr anstrebenswert. Schließlich geht es darum, dass sowohl „Jung“ als auch „Alt“ sich persönlich sowie partnerschaftlich weiterentwickeln müssen, so wie im Fall der Familie Meppen. Dabei hilft Abstand. Wichtig ist, dass die Hofübergabe für alle Familienmitglieder transparent erfolgt und jeder mit den eigenen berechtigten Interessen während des Prozesses berücksichtigt wird.
Was kann dem scheidenden Betriebsleiter helfen, loszulassen?
Willnow: Es ist ratsam, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Dazu gehört der Gedanke, dass es sowohl ein Leben vor als auch nach der Betriebsleitung gibt. Auch hilft es sich zu vergegenwärtigen, dass Krisen zum Leben gehören und immer ein Zeichen für Entwicklung sind. Vor der „Leere“ braucht sich niemand zu fürchten. Das ist meist nur eine vorübergehende Windstille, bevor der Wind aus einer neuen Richtung weht.