Futterharnstoff – eine preiswerte Alternative?

Futterharnstoff dient Kühen als Stickstoffquelle zur Eiweißbildung im Pansen. Vor allem energiereiche Rationen können sinnvoll aufgewertet werden.

Im Harnstoff sind 46% Stickstoff enthalten, damit kann sehr schnell und preiswert ein gewisser Stickstoffmangel in der Ration ausgeglichen werden. Unter optimalen Bedingungen können aus 100g Futterharnstoff im Pansen bis zu 230g verdauliches Rohprotein entstehen. Harnstoff enthält aber weder Energie, noch Mineralstoffe oder Aminosäuren. Er gehört damit zu den Nicht-Protein-Stickstoff-Verbindungen (NPN) und ist damit kein Eiweißlieferant.

In maisbetonten Rationen einsetzten

Der Harnstoff liefert zwar Stickstoff, zeitgleich sind aber Energie (Zucker, Stärke) und Mineralstoffe im Pansen nötig, um daraus Mikrobeneiweiß zu bilden. Daher eignen sich in der Praxis besonders maissilagebetonte Rationen für eine Ergänzung mit dem Harnstoff. Besonders wenn diese noch Getreide enthalten. Grassilagerreiche Rationen enthalten in der Regel bereits genügend fermentierbares Protein und wenig pansenstabiles Eiweiß, so dass sich der Einsatz von Futterharnstoff in diesen Rationen weniger empfiehlt und sogar schädlich sein kann (erhöhte Leberbelastung).

Maximal 35g Futterharnstoff je 100kg Lebendgewicht

Eine Obergrenze von maximal 35g je 100kg Lebendgewicht ist einzuhalten. In der Praxis liegt die Einsatzmenge bei maisbetonten Milchkuhrationen aber meist nur zwischen 30 und 100g je Kuh und Tag. Je größer die Einsatzmenge ist, desto wichtiger ist auch die Anfütterung der Tiere über ein bis zwei Wochen.

Kontinuierlich über den Tag zuführen

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(Bildquelle: Elite Magazin)

Für die Pansenbakterien sind gleich bleibende Bedingungen optimal. Daher sollte möglichst eine kontinuierliche Aufnahme des Futterharnstoffes gewährleistet sein. Das gelingt am besten bei Einsatz einer Mischration. Würde die Kuh nur wenige Male am Tag Futterharnstoff aufnehmen, so kann es zu kurzfristig extremen Stickstoffüberschüssen im Pansen führen, da der Stickstoff extrem schnell im Vormagen der Kühe freigesetzt wird.

Gleichmäßig vermischen

Die Mischdauer des Harnstoffs sollte mindestens 5 bis 10 Minuten betragen, die Gesamtmischzeit 25 bis maximal 30 Minuten. Ein Mischwagen allein ist aber noch kein Garant für eine gute, gleichmäßige Verteilung solch kleiner Mengen in den restlichen Futterkomponenten. Wird zu kurz gemischt, entspricht der Stickstoffgehalt nicht den Sollvorgaben der Ration. Außerdem sollte der Zusatz erst in den Futtermischwagen gegeben werden, wenn bereits mindestens 10% der zu beladenden Menge geladen wurden.

„Eiweiß“ nicht vergessen

Milchkühe haben nicht nur einen Bedarf an Stickstoff, sondern auch an Aminosäuren, also „richtigem“ Eiweiß. Für die Kuh ist entscheidend, wie viel nutzbares Protein am Dünndarm (nXP) zur Verfügung steht. Dieses ist sowohl das gebildete Mikrobeneiweiß, als auch im Pansen  unabbaubares Futterprotein (UDP). Besonders hochleistende Milchkühe benötigen auch einen gewissen Anteil an UDP. Da Harnstoff dieses nicht liefert, kann er bei Milchkühen niemals den gesamten Eiweißbedarf decken.

Verordnung prüfen

Harnstoff zählt zu den Zusatzstoffen und darf seit 2008 nur noch dann als Reinsubstanz eingesetzt werden, wenn der Tierhalten bestimmte zusätzliche Voraussetzungen nach der Futtermittelhygieneverordnung erfüllt.