Weniger Antibiotika bei Metritis

Vergleich eines Entzündungshemmers (NSAID) zu einem Antibiotikum (Ceftiofur) bei der Therapie der akuten Metritis nach dem Abkalben.

Die sogenannte puerperale Metritis tritt in den ersten zehn Tagen nach der Kalbung auf und ist durch rot-braunen, schlecht riechenden Ausfluss und Fieber (39,5 Grad Celsius) gekennzeichnet. Wissenschaftler der FU-Berlin haben in einer großen Milchkuhanlage mit 610 an Metritis erkrankten Tieren nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen eingeteilt. Entweder wurden die Kühe drei Tage lang mit Ketoprofen (Entzündungshemmer) bzw. mit Ceftiofur (breitwirksames Antibiotikum) behandelt. Tiere, die am vierten Behandlungstag in der Ketoprofen-Gruppe (Entzündungshemmer) noch Fieber zeigten, wurden drei weitere Tage mit Ceftiofur gespritzt. In der Ceftiofur-Gruppe wurde die Therapie bei erhöhter Körpertemperatur um weitere zwei Tage mit dem gleichen Wirkstoff verlängert. An den Tagen 21 und 40 wurden alle Kühe mithilfe des Metrichecks auf eitrigen Ausfluss hin untersucht. Ergebnisse: Die verlängerte Anschlussbehandlung mit dem Antibiotikum aufgrund von Fieber am vierten Behandlungstag war in der Ketoprofen-Gruppe mehr als doppelt (61%) so häufig nötig im Vergleich zur Ceftiofur-Gruppe. Insgesamt wurden in der Gruppe der zuvor mit dem Entzündungshemmer behandelten Tiere nur halb so viele antibiotische Dosen pro Kuh eingesetzt (1,8 vs. 3,6). Nach Anschlussbehandlung zeigten mehr Kühe aus der Gruppe Ketoprofen eitrigen Ausfluss (65% vs 46%). Trotz der unterschiedlichen Behandlungsszenarien konnte letztlich aber kein Unterschied bei den Fruchtbarkeitskennzahlen und der Milchleistung errechnet werden. Fazit: In dieser Studie konnten 50% der eingesetzten Antibiotika eingespart werden. Das Therapiekonzept, erst drei Tage einen Entzündungshemmer spritzen und dann nur bei Fieber eine antibiotische Therapie einleiten, ist auch für die Praxis interessant. Voraussetzung ist eine sehr gute Tierbeobachtung und das tägliche Fiebermessen bis zum zehnten Tag nach der Kalbung. Pohl et al., 2016