In den letzten zehn Jahren wurde in Nordamerika umfangreich zur Fütterung in der Transitphase geforscht. Tom Overton hat die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
Als Transitperiode wird die Übergangsphase von einer zur nächsten Laktation bezeichnet. Die Transitperiode ist die sensibelste Phase im Leben einer Milchkuh. Innerhalb weniger...
In den letzten zehn Jahren wurde in Nordamerika umfangreich zur Fütterung in der Transitphase geforscht. Tom Overton hat die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
Als Transitperiode wird die Übergangsphase von einer zur nächsten Laktation bezeichnet. Die Transitperiode ist die sensibelste Phase im Leben einer Milchkuh. Innerhalb weniger Wochen muss sich ihr Stoffwechsel von der Hochträchtigkeit auf maximale Milchproduktion umstellen. Managementfehler, die sich in diesem Zeitraum einschleichen, haben häufig gravierend negative Auswirkungen. Die wichtigsten Ziele der Transitperiode sind:
- Hohe Milchleistung nach der Kalbung
- Vermeidung von BCS-Verlusten
- Immunkompetenz möglichst beibehalten
- Vermeiden von Stoffwechselerkrankungen
- Schneller Neustart des Reproduktionszyklus (Intervall Kalbung bis 1. Ovulation verringern)
- Vermeiden von Schwergeburten
- Hohe Milchleistung nach der Kalbung
- Vermeidung von BCS-Verlusten
- Immunkompetenz möglichst beibehalten
- Vermeiden von Stoffwechselerkrankungen
- Schneller Neustart des Reproduktionszyklus (Intervall Kalbung bis 1. Ovulation verringern)
- Vermeiden von Schwergeburten
Ob diese Ziele erreicht werden, hängt ganz entscheidend auch von der richtigen Fütterungsstrategie ab. Bei den vielen in den vergangenen zehn Jahren durchgeführten Versuchen und Studien kam heraus, dass in der Trockenperiode…
- die Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) eine wichtige Rolle spielt;
- eine restriktive Energiezufuhr deutliche Vorteile haben kann;
- die Versorgung mit metabolisierbarem Rohprotein (MP; entspricht nutzbarem Protein) im Verlauf der Trockenperiode angehoben werden sollte.
- die Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) eine wichtige Rolle spielt;
- eine restriktive Energiezufuhr deutliche Vorteile haben kann;
- die Versorgung mit metabolisierbarem Rohprotein (MP; entspricht nutzbarem Protein) im Verlauf der Trockenperiode angehoben werden sollte.
Weiterhin ist nun bekannt, dass auch nicht fütterungsbedingte Faktoren einen großen Einfluss auf den Erfolg des Managements der Transitphase ausüben. Zu nennen wären hier:
- Belegungsdichte
- Umgruppieren von Kühen
- Trennen von Färsen und Kühen in der Transitphase
- Hitzestress
- Belegungsdichte
- Umgruppieren von Kühen
- Trennen von Färsen und Kühen in der Transitphase
- Hitzestress
Management der Hypokalzämie
Klinisches Milchfieber tritt wahrscheinlich in allen Milchviehbetrieben auf. Selbst in Kuhherden mit geringer Milchfieber-Inzidenz sind häufig bis zu 50% der frischlaktierenden Kühe betroffen. Milchfieber begünstigt das Auftreten weiterer Erkrankungen. So haben Kühe mit geringen Kalzium-Konzentrationen im Blut ( 8,6 mg/dl) nachgewiesenermaßen während der ersten drei Laktationstage
- eine verringerte Funktion der Neutrophilen (bestimmte Zellen des Immunsystems);
- höhere NEFA- und BHBA-Konzentration im Blut, oft bedingt durch eine zu geringe Trockenmasseaufnahme;
- mehr Gebärmutterentzündungen (sowohl Metritis als auch Endometritis).
- eine verringerte Funktion der Neutrophilen (bestimmte Zellen des Immunsystems);
- höhere NEFA- und BHBA-Konzentration im Blut, oft bedingt durch eine zu geringe Trockenmasseaufnahme;
- mehr Gebärmutterentzündungen (sowohl Metritis als auch Endometritis).
In einer sehr umfangreichen Untersuchung, an der 55 Herden aus Kanada und den USA teilnahmen, gelang der Nachweis, dass in Herden mit einem hohen Anteil von Kühen mit Kalzium-Serumgehalten 8,4 mg/dl rund 2,4-mal häufiger eine Labmagenverlagerung auftrat. Die Milchleistung lag um 3,8 kg unter dem Niveau vergleichbarer Kuhherden und die Konzeptionsrate bei der ersten Belegung fiel ca. 30% geringer aus (Chapinal et al., 2012).
Mittlerweile ist mehrfach nachgewiesen worden, dass eine Futtermischung mit einem geringen DCAB-Wert dem Auftreten von Milchfieber entgegenwirken kann. Die Auswertung kürzlich durchgeführter Versuche (Sweeney et al., 2015) lassen den Schluss zu, dass die besten Ergebnisse zur Milchfieberprophylaxe erreicht werden, wenn möglichst wenig Kalium gefüttert wird. In mehreren Fütterungsversuchen wurde den trocken stehenden Kühen zunächst eine Futtermischung mit wenig Kalium (DCAB +18,3 mEq/100 g) vorgelegt. Mit Beginn der Anfütterungsphase (close up) wurde die trocken stehende Herde dann dreigeteilt: Während die Gruppe „Con“ weiterhin unverändert mit wenig Kalium gefüttert wurde, ist die DCAB in der Gruppe „Med“ auf +5,9 mEq abgesenkt worden. Die Kühe in Gruppe 3 „Low“ wurden sauer gefüttert (DCAB -7,4 mEq). Wie in Übersicht 2 abzulesen ist, haben die Kühe der Gruppe „Low“ (saure Ration) vor dem Abkalben etwas weniger Trockenmasse aufgenommen. Nach der Kalbung änderte sich das jedoch: Mit 22,3 kg haben die Kühe 0,5 bzw. 1,3 kg mehr Trockenmasse pro Tag gefressen als ihre Stallgefährtinnen in den anderen beiden Gruppen. Das bessere Fressverhalten spiegelte sich auch in einer höheren Milchleistung und einem leicht geringeren Zellgehalt wider.
Als Praxisempfehlung für die Anfütterungsphase (close up) oder die einphasige Trockensteher-Fütterung lässt sich festhalten:
- Möglichst Raufutterkomponenten mit einem geringen Kaliumgehalt (und Natrium) vorlegen; die DCAB auf max. +10 mEq/100 gTM einstellen. Kontrolliert wird dies über den Urin-pH (ca. pH 8,4).
- Werden kaliumarme Raufutter zusätzlich mit sauren Salzen ergänzt, sollte die DCAB bei +0 mEq liegen (Urin-pH 7,5). Theoretisch ist es möglich, die Ration noch weiter anzusäuern (- 10 bis - 15 mEq; Urin pH 5,5 bis 6,0). Wichtig: In diesem Fall muss der pH im Urin wöchentlich kontrolliert werden.
- Möglichst Raufutterkomponenten mit einem geringen Kaliumgehalt (und Natrium) vorlegen; die DCAB auf max. +10 mEq/100 gTM einstellen. Kontrolliert wird dies über den Urin-pH (ca. pH 8,4).
- Werden kaliumarme Raufutter zusätzlich mit sauren Salzen ergänzt, sollte die DCAB bei +0 mEq liegen (Urin-pH 7,5). Theoretisch ist es möglich, die Ration noch weiter anzusäuern (- 10 bis - 15 mEq; Urin pH 5,5 bis 6,0). Wichtig: In diesem Fall muss der pH im Urin wöchentlich kontrolliert werden.
Hinweis: Bei allen Rationen sollten Magnesium (Ziel: 0,45% der Trockenmasse) und Kalzium (1,0% bei Ration mit wenig Kalium, 1,5% bei angesäuerten Rationen) zugefüttert werden.
Nicht zu viel Energie
Jim Drackley, Universität Illionis (siehe auch Seite 63), hat herausgefunden, dass eine kontrollierte Energiezufuhr während der Trockenperiode zu einer besseren Stoffwechsellage (geringere NEFA- und BHBA-Konzentrationen) führt. An der Cornell Universität wurde dieses Konzept nochmals überprüft (Mann et al., 2015). Den Trockenstehern wurden drei energetisch unterschiedlich zusammengesetzte Rationen ad libitum vorgelegt: 100% des Bedarfs, 150% sowie 125% (zunächst 100%, dann Wechsel auf 150%). Auch hier bestätigte sich, dass die energetische Überfütterung ( 150%) zu einem Anstieg der Stoffwechselbelastung führte.
Als Praxisempfehlung lässt sich festhalten:
- In Trockenphase 1 die Ration auf 110% des energetischen Bedarfs einstellen ( 13% Stärke).
- In Phase 2 (close up) den Energiegehalt leicht anheben auf 130% des Bedarfs (16 bis 18% Stärke).
- Bei einphasiger Fütterung über die gesamte Trockenperiode hinweg auf 120% des Energiebedarfs (14 bis 16% Stärke) füttern.
- In Trockenphase 1 die Ration auf 110% des energetischen Bedarfs einstellen ( 13% Stärke).
- In Phase 2 (close up) den Energiegehalt leicht anheben auf 130% des Bedarfs (16 bis 18% Stärke).
- Bei einphasiger Fütterung über die gesamte Trockenperiode hinweg auf 120% des Energiebedarfs (14 bis 16% Stärke) füttern.
Weitere Versuche erfolgten zur Proteinversorgung. Aus neuen Studien geht hervor, dass Kühe bereits zwei Wochen vor der Abkalbung mit der Mobilisierung von Eiweiß beginnen (der Prozess dauert bis zur 6. Laktationswoche). Da liegt es nahe, etwas mehr Protein zuzufüttern. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass zusätzliche Gaben an metabolisierbarem Protein (über das tägliche Ziel von 1.200 bis 1.400 g hinaus) keine Vorteile erwarten lassen.
Schüttelbox einsetzen
Aber selbst die mit aller Sorgfalt kalkulierten Futterrationen werden nicht ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie nicht, wie zuvor berechnet, im Stall wiedergefunden werden. Besonders die raufutterreichen Trockensteher-rationen, die womöglich noch viel Heu oder Stroh enthalten, werden von den Kühen gerne sortiert. Deshalb sollte Stroh immer vor dem Einmischen in die TMR geschnitten oder gehäckselt werden.
Kürzlich erst wurde auf 72 Milchfarmen in den US-Bundesstaaten New York und in Vermont die Futterrationen mit der Schüttelbox überprüft (Lawton et al., 2015). Dabei stellte sich heraus, dass nur 25% der Trockensteherrationen Partikelgrößen entsprechend den Empfehlungen enthielten. Im Vergleich zu Futtermischungen, die für laktierende Kühe ausgelegt sind, sollte in einer TMR für Trockensteher vor allem im oberen Siebkasten mehr „überbleiben“. Im oberen Siebkasten sollten sich rund 10 bis 20% der Partikel wiederfinden (etwa doppelt so viel wie bei den Laktierenden). Im mittleren Siebkasten sollten sich in der Trockensteher-TMR 50 bis 60% der Partikel finden (Laktierende 45 bis 55%). Sehr trockenen Rationen sollte Wasser zugegeben werden. Die fertige Futtermischung sollte einen Trockenmassegehalt von maximal 48% aufweisen. So wird sichergestellt, dass sich die Ration beim Abladen nicht entmischt und die Kühe diese nicht sortieren können. -ve-
Kürzlich erst wurde auf 72 Milchfarmen in den US-Bundesstaaten New York und in Vermont die Futterrationen mit der Schüttelbox überprüft (Lawton et al., 2015). Dabei stellte sich heraus, dass nur 25% der Trockensteherrationen Partikelgrößen entsprechend den Empfehlungen enthielten. Im Vergleich zu Futtermischungen, die für laktierende Kühe ausgelegt sind, sollte in einer TMR für Trockensteher vor allem im oberen Siebkasten mehr „überbleiben“. Im oberen Siebkasten sollten sich rund 10 bis 20% der Partikel wiederfinden (etwa doppelt so viel wie bei den Laktierenden). Im mittleren Siebkasten sollten sich in der Trockensteher-TMR 50 bis 60% der Partikel finden (Laktierende 45 bis 55%). Sehr trockenen Rationen sollte Wasser zugegeben werden. Die fertige Futtermischung sollte einen Trockenmassegehalt von maximal 48% aufweisen. So wird sichergestellt, dass sich die Ration beim Abladen nicht entmischt und die Kühe diese nicht sortieren können. -ve-
Der Artikel ist eine Zusammenfassung eines Vortrags von Tom Overton, gehalten auf dem DCRC 2016 in Columbus (USA).