Dr. Christian Koch, Versuchsleiter Hofgut Neumühle (Rheinland-Pfalz)
Kälber kommen ohne ausgebildetes Immunsystem zur Welt. Mit der Kolostrumgabe erhalten sie nur einen vorübergehenden Schutz, erst nach einigen Wochen bauen sie eine eigene Immunabwehr auf (siehe Übersicht 1). Das ist bei guter Hygiene kein Problem. Doch häufig finden für...
Dr. Christian Koch, Versuchsleiter Hofgut Neumühle (Rheinland-Pfalz)
Kälber kommen ohne ausgebildetes Immunsystem zur Welt. Mit der Kolostrumgabe erhalten sie nur einen vorübergehenden Schutz, erst nach einigen Wochen bauen sie eine eigene Immunabwehr auf (siehe Übersicht 1). Das ist bei guter Hygiene kein Problem. Doch häufig finden für Kälber „stressige“ Handlungen in einem Lebensalter von zwei bis drei Wochen und damit genau in dem Zeitraum statt, wenn die natürliche Abwehr am empfindlichsten ist:
- Futterumstellungen (von Vollmilch auf Milchaustauscher, andere Tränkekonzentration oder -menge),
- Behandlungen, Enthornung oder Gruppenwechsel.
- Futterumstellungen (von Vollmilch auf Milchaustauscher, andere Tränkekonzentration oder -menge),
- Behandlungen, Enthornung oder Gruppenwechsel.
Achten Sie daher darauf, diese Maßnahmen nicht gleichzeitig und möglichst nicht genau in dieser „Immunitätslücke“ durchzuführen. Auch das Stallklima und die Temperatur spielen eine Rolle.
Fütterung: Reserven schaffen
Auch mit der Fütterung können Sie für robustere Kälber sorgen. Ältere Empfehlungen sahen 6 l Tränke mit 120 g Milchaustauscher (MAT) je Liter Wasser vor. Eine solche Tränke enthält ca. 11 MJ ME und versorgt ein 50 kg schweres Kalb nur knapp über dem Erhaltungsbedarf. Damit sind Zunahmen von höchstens 300 g/Tag möglich. Da jedoch bei tiefen Temperaturen oder im Krankheitsfall der Energiebedarf der Kälber um bis zu 30% des Erhaltungsbedarf ansteigt, ist diese rationierte Tränke ein Risiko: Wer nicht sofort umstellt und die Tränkemenge erhöht, verwehrt seinen Kälbern die Energie zum Reagieren (und trotzdem Weiterwachsen)!
Eine gute Alternative ist daher die ad libitum- Tränke zu Beginn der Tränkephase. Die Kälber erhalten in den ersten ein bis drei Wochen in der Einzelhaltung Biest- bzw. Vollmilch im Nuckeleimer zur freien Verfügung. Ab der dritten Woche bis zur 10. Woche wird die Menge sukzessive von zehn auf zwei Liter pro Tag reduziert. Dieses Verfahren hat viele Vorteile:
Aber Achtung: Kälberbetreuer benötigen ein gutes Auge für die Tiergesundheit, denn die Kälber stehen nicht mehr von selbst auf, wenn es frische Milch gibt. Kranke Kälber sind schwieriger zu entdecken!
Ausreichend einstreuen
Die Bedingungen rund um die Geburt prägen Kälber für ihr ganzes Leben. Kühe, die ihre ersten Tage bei 0°C verlebt haben, geben im Vergleich zu Kühen, bei deren Geburt rund 16°C herrschten, 532 kg weniger Milch in der ersten Laktation! Streuen Sie darum immer großzügig ein. Orientierung bietet der Nesting Score: Legt ein Kalb sich im Stroh ab, müssen seine Beine vollständig in der Einstreu verschwinden (Nesting Score 3)!