So der Wunsch. Eine Haltungsverordnung dafür wird abgelehnt und freiwillige Tierwohl-Label eingeführt. Ist das zielführend?
Der Tenor ist eindeutig: Die Verbraucher wollen, dass Milchkühe nicht mehr angebunden gehalten werden und am besten Weidegang oder Auslauf erhalten. Aber wie kann man den Wünschen der Milch-Kunden (!) in der Breite der Milcherzeugerbetriebe in absehbarer Zeit nachkommen?
Will die Politik gar nicht?
Vielleicht mit einer verbindlichen Haltungsverordnung...
So der Wunsch. Eine Haltungsverordnung dafür wird abgelehnt und freiwillige Tierwohl-Label eingeführt. Ist das zielführend?
Der Tenor ist eindeutig: Die Verbraucher wollen, dass Milchkühe nicht mehr angebunden gehalten werden und am besten Weidegang oder Auslauf erhalten. Aber wie kann man den Wünschen der Milch-Kunden (!) in der Breite der Milcherzeugerbetriebe in absehbarer Zeit nachkommen?
Will die Politik gar nicht?
Vielleicht mit einer verbindlichen Haltungsverordnung für Milchkühe? So wie es seit über zehn Jahren immer wieder gefordert wurde? Viele Landwirte halten ihre Kühe längst in Ställen mit gutem Kuhkomfort, Tendenz steigend. Sie dürften zumeist kein Problem mit einem gesetzlichen Mindeststandard haben. Die noch vorhandenen Anbindehaltungen allerdings müssten deutlich etwas verändern. Warum auch nicht? Seit über 40 Jahren kaum in die Haltung der Kühe investiert und dennoch den gleichen Milchpreis bekommen? Das ist nicht fair.
Eine verbindliche Haltungsverordnung lehnt die Bundesregierung dennoch ab, zuletzt Ende 2016. Es sei unzumutbar für die Betriebe. Die Regierung in Berlin möchte nicht mit weiteren, über EU-Recht stehenden, nationalen Verordnungen den Strukturwandel beschleunigen, die Wettbewerbsfähigkeit weiter verzerren oder Tierschutzprobleme ins Ausland verlagern.
Stattdessen soll es eine „freiwillige Vereinbarung zur Verbesserung des Tierwohls“ geben, das staatliche Tierwohl-Label. Vor 2019 wird damit für Rinder kaum zu rechnen sein. Bleibt die Frage, was dann mit den Kühen von Betrieben ist, die sich nicht an freiwilligen Programmen beteiligen?
Wir brauchen eine Basis!
Nicht nur Tierschützer, auch der Lebensmittelhandel und damit letztlich auch etliche Molkereien wollen so lange nicht warten. Zu stark ist jetzt schon die Konkurrenz aus dem Ausland: Die irische Kerrygold gewinnt an Marktanteil und wirbt mit 365 Weidetagen. Und die Niederländer sind beim Thema Weidemilch schon einen Schritt voraus.
So sind es wieder die großen Discounter Lidl und Aldi gewesen, die ihren Kunden, gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund, die Milch mit dem ersten Tierwohl-Label für Milchkühe anbieten können. Anbinden ist verboten, mehr Platz pro Kuh Pflicht! Aus diesem Label möchte der Bundesagrarminister dann auch gerne Kriterien in das freiwillige staatliche Tierwohllabel einfließen lassen! Auch andere Handelsketten schlagen diese Richtung ein. Die Molkereien und Lieferanten müssen reagieren. Das Label-Chaos ist also ausbaufähig.
Das macht mir Angst. Wie stellen sich rechtlich die Kriterien eines Labels dar? Und Planungssicherheit sieht auch anders aus. Wenn in mehr Platz oder Weidegang investiert wird, wer garantiert, dass das in zehn Jahren auch noch „passt“? Und entlohnt wird? Denn wie schnell so ein Mehrwert zum Standard werden kann, zeigt das Beispiel GVO-freie Milch. Und wer nicht mitmachen will, wird eben ausgelistet, ja? Peu à peu wird sich der Strukturwandel also doch beschleunigen – ohne dass sich die Politik Schuld aufbürden oder Geld ausgeben muss!
Die eigentlich notwendigen einheitlichen Mindeststandards für Milchkühe gibt‘s dann zudem immer noch nicht!